Di, 6. Okt 2015
Am südlichen Ende des Königssees führt ein wenig begangener Weg vom Anleger Salet zur Halbinsel Hirschau. Wer den wandern will, braucht Fähigkeiten als Pfadfinder...
Wieder gilt unser vorrangiges Interesse am Morgen dem Wetter. Kaum zu glauben, aber die Vorhersage für heute Nachmittag ist gar nicht so schlecht. Sogar die Sonne soll sich ab und an zeigen. Das ist deshalb kaum zu glauben, weil es draußen gerade schüttet wie aus Kübeln. Wir haben es dementsprechend nicht eilig, vor die Tür zu kommen, und lassen uns Zeit mit dem Frühstück. Tatsächlich hört es nach einer Weile auf zu regnen und die ersten Berge schälen sich aus den Wolken. Auf zum Königssee!
Für die ganz großen Touren reicht's nicht
Ziemlich weit oben auf der Wunschliste steht bei mir eigentlich die Wanderung hinauf zum Kärlingerhaus am Funtensee. Das wären knackige 1.200 Höhenmeter im Auf- und Abstieg und man müsste zu dieser Jahreszeit auf jeden Fall den Fahrplan der Boote auf dem Königssee im Auge behalten und am besten mit dem ersten um 9 Uhr los, damit man am Nachmittag rechtzeitig für eines der letzten wieder einen Anleger erreicht. Erschwerend hinzu käme nun die Nässe auf den steilen Steigen. Gründe genug, diese Wanderung auf die lange Bank zu schieben.
Conny würde zu gerne das Steinerne Meer erkunden. Aber für eine Tageswanderung ist das jetzt im Herbst definitiv zu weit weg. Auch sonst sollte man sich dafür lieber die ein oder andere Nacht im Kärlingerhaus einquartieren und von dort Touren auf das zerklüftete Karstplateau unternehmen. Wir haben am Königssee aber auch noch einige andere Optionen offen, die wir beim letzten Urlaub in der Gegend nicht gezogen hatten - etwa ein Besuch des idyllischen Obersees ganz am südlichen Ende des Tals. Zu dem lassen wir uns nun hinschippern.
Eine knappe Stunde dauert die Fahrt über den still und grünblau ruhenden See bis nach Salet. Die internationale Kundschaft ist besonders entzückt über das Trompetenspiel des Bootsführers an der Echowand. Das ist aber auch immer wieder ein Erlebnis - und jetzt auf ein paar Dutzend weitere iPads für die Lieben daheim in Fernost gebannt.
Um den Obersee zur Fischunkelalm
Vom Anleger an der Saletalm sind es nur zehn Minuten Fußweg durch den Auwald bis zum Obersee, der so pittoresk in seinem Tal liegt, dass es sich ein Landschaftsmaler nicht schöner ausdenken könnte. Die Spiegelung der umliegenden Felswände auf der Wasseroberfläche ist sagenhaft.
Am anderen Ende des Obersees liegt die Fischunkelalm, zu der wandern wir nun auch hin. Der Weg geht erst gemütlich am Ufer entlang, dann über felsige und wegen der Nässe rutschige Tritte. Auf der ja nun wirklich vom Rest der Welt ziemlich entrückten Alm trifft sich wahrlich ein buntes Völkchen bei Speckbrot, Käse, Bier und Buttermilch. Es ist schon einen Gedanken wert sich vorzustellen, von wo überall auf dem Globus es die Menschen an diesen Ort zieht...
Den Weg zum Röthbachfall, mit 380 Metern der höchste Wasserfall Deutschlands, können wir uns sparen, denn dem ist in den letzten Wochen das Wasser ausgegangen. Man sieht schon von der Alm aus, dass da kein Wasserfall die Röthwand runterkommt, trotzdem laufen noch jede Menge Menschen hin. Wozu auch immer.
Auf Trampelpfaden durch den Bergwald
Wir haben uns noch eine Wanderung abseits ausgetretener Touristenpfade vorgenommen, nämlich die nach Sankt Bartholomä. Einen beschilderten Weg um das südliche Ende des Königssees gibt es nicht - aber in der Wanderkarte ist ein alter Steig eingezeichnet. Den zu finden, ist schonmal gar nicht so einfach. Hinter einem Stall sind wir erfolgreich und folgen einem gut erkennbaren Trampfelpfad zuerst durch die bis zum Almabtrieb vor einer Woche noch von den Kühen beweideten Wiesen, dann bald immer steiler ansteigend durch den Bergwald. Das Ganze artet in eine ganz schöne Kletterei aus und wir gewinnen rasch über 250 Meter Höhe zum See. Trittsicherheit ist in diesem Gelände unbedingte Voraussetzung. Schade eigentlich, dass der Weg nicht besser ausgebaut ist. Er wäre ein Highlight für viel mehr Besucher als nur für die ganz unentwegten Wanderer. Aber vielleicht ist es gerade das Ziel der Nationalparkverwaltung, diese ruhige Ecke weitgehend der Natur zu überlassen.
Schließlich treffen wir auf den von der Saugasse hinabführenden Rupertiweg, Teil des Europäischen Fernwanderweges E10, auf dem man von der Insel Rügen über den Böhmerwald bis nach Bozen in Südtirol laufen kann. Der bringt uns nun entlang des Schreinbachs Richtung Hirschau. Als wir kurz vor dem Wasserfall rauskommen, müssen wir erkennen, dass wir kaum 300 Meter Luftlinie von der Stelle entfernt sind, an der vorhin unser Anstieg in den Wald begonnen hat.
Der Schreinbach-Wasserfall, den wir heute Vormittag schon vom Boot aus gesehen haben, ist aus der Nähe ziemlich spektakulär. Auf dem Rupertiweg passieren wir ihn gleich zwei Mal. Von einer Felsenbrücke aus kann man ihn sogar direkt unter den eigenen Füßen durchrauschen lassen.
Beim Fischer vom Königssee
Es ist schon 16 Uhr als wir die Halbinsel mit der Wallfahrtskirche Sankt Bartholomä erreichen. Die Zeit reicht nun nicht mehr für einen Abstecher zur Eiskapelle, einen Lawinenschneerest im Schatten der Ostwand des Watzmanns, der auch im Sommer nicht abschmilzt und in den der Eisbach eine alle paar Jahre einstürzende Grotte fräßt. Aber für einen geräucherten Saibling vom Königssee-Fischer und eine Halbe reicht die Zeit allemal. Stolze 9,80 Euro kostet ein Fisch mit Brot und Butter. Ganz schön happig. Aber dafür schmeckt er unglaublich gut. Sogar Conny ist begeistert und die mag geräucherten Fisch eigentlich überhaupt nicht.
Schließlich stellen wir uns in die Warteschlange für eines der letzten Boote zurück zum Ort Königssee. Wer bis 17:30 Uhr nicht da ist, muss schwimmen. Während der Hauptsaison hätte man eine Stunde länger Zeit. So am Ende des Tages geht es deutlich ruhiger zu an Bord. Alle sind ein bisschen erschöpft vom Wandern oder einfach nur von den vielen gesammelten Eindrücken an diesem wunderschönen Ort. Wo es den ganzen Tag trocken geblieben ist, fallen nun tatsächlich ein paar Regentropfen auf den See. Es sind aber wirklich nur ein paar.
Nach gleich zwei Brotzeiten ist es uns heute nicht nach einem größeren Abendessen. Ein Kürbissüppchen und ein, zwei Bier würden schon reichen. Das Verlangen nach beidem wissen wir zuverlässig in Bankhammer's Bräustüberl gestillt zu bekommen. Suppe und Bier schmecken genauso lecker wie vorgestern.
Wanderstrecke: 11,4 km
Höhenmeter: +494 / -468
Unterkunft: Malerhäusl, Schönau
Nützliche Links:
Bergerlebnis Berchtesgaden - Homepage der Tourismus GmbH
Nationalpark Berchtesgaden - Website der Nationalparkverwaltung
Tourismus-Info Schönau - der Ort am Königssee hat eine eigene Website
Outdooractive - die schönsten Wanderungen in Schönau am Königssee