2015 Berchtesgaden Day 2
Blick vom Jenner Richtung Steinernes Meer

So, 4. Okt 2015

AUF DEN JENNER

Gleich hinter Schönau erhebt sich der Göllstock, der den Ostrand der Berchtesgadener Alpen und die Grenze zu Österreich bildet. Als einer der wenigen Berge der Gegend ist der zum Göll gehörende Gipfel des Jenner mit einer Seilbahn erschlossen. An unserem ersten Urlaubstag wollen wir da gleich mal rauf - der Aussicht wegen.

Der Himmel über dem Berchtesgadener Land präsentiert sich grau in grau, das traumhafte Herbstwetter von gestern ist verschwunden. Überhaupt hat sich die Wettervorhersage für diese Woche im Laufe der letzten Tage immer mehr verschlechtert - und das, während ich aus dem Büro stets in einen stahlblauen Himmel schaute. Gemein. Aber in den Bergen muss man immer mit allem rechnen, von daher wird unser Motto sein, aus jedem Wetter das Beste zu machen. Immerhin ist die Bewölkung noch höher als die uns umgebenden Gipfel, auf Aussicht müssen wir also nicht verzichten.


Unsere Unterkunft ist nur zwei Kilometer von der Talstation der Jennerbahn entfernt, wir können da also locker hinlaufen. Zum Akklimatisieren habe ich eine leichte Runde in luftiger Höhe geplant, die Seilbahn wird uns raufbringen.



Stolze 22 Euro kostet die Berg- und Talfahrt mit der Jennerbahn. In die kleinen Blechgondeln passen genau zwei normal-voluminöse Personen und anders als in den meisten anderen Seilbahnen sitzt man sich dabei nicht gegenüber, sondern nebeneinander. Auf der in knapp 1.200 Meter Höhe erreichten Mittelstation fragt ein Aufseher, ob man weiterfahren oder aussteigen möchte. Wir wollen ganz rauf und so wird einfach die komplette Gondel auf das Seil Richtung Gipfel geleitet. Eine interessante Konstruktion, die ein Umsteigen unnötig macht.


Die Sonne kommt raus


Nach 20 Minuten ist die Bergstation erreicht. Ein breiter Fußweg führt zu einer Aussichtsplattform und zur gleich daneben über wenige Stufen zu erklimmenden Spitze des Jenners, 1.874 Meter über Meer. Unser Timing ist ziemlich perfekt, denn pünktlich mit Erreichen des Jennergipfels lugt die Sonne zwischen den Wolken hervor, kommen die ersten blauen Flecken zum Vorschein.



Der Blick hinunter auf den wie ein Fjord zwischen den Felswänden liegenden Königssee ist grandios, ebenso das 360-Grad-Panorama mit dem Kehlstein im Norden, dem Tennengebirge im Osten, der auffällig pyramidenförmigen Schönfeldspitze und der gut einsehbar sich im Südwesten ausbreitenden Karstebene des Steinernen Meeres. Gekrönt wird die Parade der Gipfel natürlich vom sagenumwobenen Watzmann gleich gegenüber, mit 2.713 Metern nach Zugspitze und Hochwanner der dritthöchste Berg Deutschlands - und von den dreien der einzige, der komplett auf deutschem Gebiet thront.


Was wir wohl übersehen haben, ist der Bus, der die Besucher aus Fernost heraufgekarrt haben muss. Ein Gewusel wie auf dem Dach des Marina Bay Sands in Singapur. Nur der Einsatz von Selfiestangen ist unter den Europa bereisenden Asiaten anscheinend noch nicht ganz so verbreitet. Königssee und Jenner stehen offensichtlich ganz oben im Pflichtprogramm japanischer und chinesischer Deutschland-Reiseführer - und das natürlich völlig zurecht.


Mittagspause an der Grenze


Wir wandern nun vom Jenner herab an der Seilbahnstation vorbei auf bequemem Pfad zum Carl-von-Stahl-Haus, eine Alpenvereinshütte der Salzburger Sektion auf dem Torrener Joch und damit genau an der deutsch-österreichischen Grenze gelegen. Anders als unten im Tal entfallen hier oben jegliche Ausweiskontrollen, Flüchtlingskrise hin oder her. Aber wie es sich für eine Hütte im Salzburger Land gehört, kommt das Bier von der Brauerei Stiegl. Für mich gibt's das als Radler, Conny bleibt bei Limo pur. Dazu passt ihr Kuchen, für mich darf es schon eine Kaspressknödelsuppe zum Lunch sein. Lecker!

 


Wir haben dem Sonnenschein nicht ganz über den Weg getraut und unsere Rast daher drinnen in der Gaststube statt auf der Terrasse verbracht. Wie wir nun unsere Wanderung fortsetzen zieht binnen weniger Augenblicke ein Wolkenband über das Joch, ein Wechselspiel aus Nebel und Sonne beginnt.


Wir verirren uns nur fast


Ein steiniger Weg führt auf dem Grat Richtung Schneibstein. Als der immer steiler wird, ist uns klar, dass wir den Abzweig zur Schneibsteinhütte verpasst haben. Rauf auf den Gipfel wollten wir nun nicht mehr. Wir finden den Trampelpfad, der am Anfang etwas sumpfig, dann aber sehr schön zu gehen ist. Ab dem Gasthof spazieren wir einen breiten Kiesweg bergab und schwenken kurz vor der Königsbachalm nach rechts entlang der Westflanke des Jenner Richtung Mittelstation.



Just als wir in der Gondel sitzen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Timing ist alles! An der Talstation angekommen, warten wir noch ein paar Minuten bis der schlimmste Regenguss vorbei ist, dann laufen wir bergan zurück zum Malerhäusl.


Nach dem Wanderprogramm haben wir uns ein zünftiges Abendessen verdient. Dazu fahren wir nach Berchtesgaden in Bankhammer's Bräustüberl, das Wirtshaus des hiesigen Hofbrauhauses, in dem wir einen der letzten freien Plätze ergattern. Es geht hoch her hier an diesem Sonntagabend. In der hinteren Stube tafelt eine offenbar bestens gelaunte deutsch-amerikanische Festgesellschaft. Irgendwann wird eine lebendige Gans durchs Restaurant getragen...


Das Berchtesgadener Bier ist fabelhaft


Aber konzentrieren wir uns aufs Bier. Das ist hier in Berchtesgaden nämlich vortrefflich. Ich würde sogar sagen, das bernsteinfarbene Jubiläumsbier dürfte eines der besten sein, die ich jemals getrunken habe. Selten so ein gleichzeitig süffiges wie aromatisches, malzig wie herb schmeckendes Bier erlebt. Aber gut, gebraut wird hier immerhin schon seit 1645. Da ist eine Menge Erfahrung zusammengekommen und das frische Wasser direkt aus den Bergen dürfte sein Übriges zur Qualität beitragen.


Ach ja, gegessen haben wir auch. Vorweg Kürbissuppe, Conny dann ein Schnitzel, ich Leberkäs mit Spiegelei und Bratkartoffeln. Geht bei mir immer. Als Nachtisch noch ein kleines Dunkles. Geht auch immer. Prost!


Wanderstrecke: 12,2 km

Höhenmeter: +388 / -993

Unterkunft: Malerhäusl, Schönau


Nützliche Links:

Bergerlebnis Berchtesgaden - Homepage der Tourismus GmbH

Nationalpark Berchtesgaden - Website der Nationalparkverwaltung

Tourismus-Info Schönau - der Ort am Königssee hat eine eigene Website

Outdooractive - die schönsten Wanderungen in Schönau am Königssee