So, 23. Februar 2025
TEIDE OLÉ
Wir können Teneriffa nicht verlassen, ohne El Teide einen Besuch abgestattet zu haben. Mit seinen 3.715 Metern ist er nicht nur der höchste Berg Spaniens, sondern gemessen vom Meeresboden mit einer Höhe von dann 7.500 Metern auch der dritthöchste Inselvulkan der Erde. Pflichtprogramm!
Zu den Rekorden des Teide gehört ebenso, dass er mit gut drei Millionen Gästen im Jahr der meistbesuchte Nationalpark Europas ist – wenn man Teneriffa zu Europa zählt. Geologisch gehören die Kanaren ja zu Afrika, weshalb der Teide auch nicht der höchste Vulkan Europas ist. Aber das sind bürgerliche Kategorien. Der Besucherandrang – und dass ständig irgendwelche Leute da oben verunglückten – hat dazu geführt, dass die Anzahl der Gipfelstürmenden auf 300 Personen täglich limitiert wurde. Man muss sich rechtzeitig um eine Permit bemühen, wenn man bis zum Pico del Teide rauf will. Hatte ich nicht getan, denn im Februar wollte ich nicht auf 3.700 Metern rumkraxeln, eine Fahrt mit der Seilbahn zur Bergstation auf 3.555 Meter sollte Erlebnis genug sein.
Unsere Seilbahn fährt um 9:10 Uhr und weil es bis zur Talstation fast eineinhalb Stunden Fahrt sind, müssen wir im Morgengrauen aufstehen. Statt Frühstück gibt es nur einen Kaffee an der Bar im Hof. Dann aber stehen wir vor einem Problem: dem verschlossenen Parkhaus.
Wir kommen nicht weg
Bisher hat das mit dem Parken in Icod gut geklappt: Bei der ersten Einfahrt hatten wir ein Ticket gezogen und das beim Check-In an der Hotelrezeption abgegeben. Die junge Dame war damit zurück zur Parkhausaufsicht gegangen, die hatte unser Kennzeichen gespeichert und seitdem war die Schranke immer brav aufgegangen, konnten wir das Parkhaus kostenlos nutzen. Ausfahrt wäre auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich, wurde uns versichert. Nur: dass man ein Parkticket mit einem QR-Code benötigt, um dann überhaupt reinzukommen, war irgendwie untergegangen. Ich versuche es telefonisch beim Parkhaus – und höre es drinnen klingeln. Das wird also nichts. Und leider ist die Zeit auch zu knapp, um irgendwo im Hotel einen Parkschein aufzutreiben und es damit noch einmal zu probieren. Die Seilbahnfahrt können wir abschreiben. Dann gehen wir jetzt doch erstmal frühstücken.
Nach dem Frühstück machen wir uns aber auf Richtung Nationalpark. Wir sind zwar etwas geknickt über den verpatzten Start in den Ausflug, freuen uns aber über den blauen Himmel, der sich heute Morgen über die ganze Insel spannt. Je höher wir kommen, desto spektakulärer wird die Landschaft. Vor allem wie die grünen Kronen der Kiefern mit den schwarzen Lavafeldern kontrastieren, ist wunderschön. Solche Landschaften kennen wir bisher nur aus der Gegend um Flagstaff in Arizona.
Seit über 100 Jahren schläft der Vulkan
Der Teide selbst erhebt sich aus einem Kessel, der von den bis zu 600 Meter hohen Wänden von Las Cañadas begrenzt wird. Mit einem Durchmesser von 17 Kilometern ist die Caldera de las Cañadas einer der größten Vulkankessel der Welt.
In diesem Amphitheater ist das Gestein an vielen Stellen so jung, dass die Erosion noch kaum eine Chance hatte. Es sieht aus, als wären die Lavaströme erst neulich erstarrt, dabei ist der letzte Ausbruch innerhalb der Caldera über 200 Jahre her. Er ereignete sich im Jahr 1798 an der Flanke des Nachbarvulkans Pico Viejo. Am 18. November 1909 gab es noch einen Ausbruch am Chinyero, einem Schlackenkegel 10 Kilometer nordwestlich des Gipfels, seitdem ist Ruhe.
In den letzten Wochen ließen Medienberichte über leichte Erdbeben und eine Bodenhebung schon einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch des Teide befürchten. Conny war kurz davor, die Reiserücktrittsversicherung zu bemühen, aber tatsächlich dürfte es eher eine Frage von Jahren bis Jahrzehnten sein, ehe die langsame Aufheizung des Teide in eine Eruption mündet. Der Lebenslauf eines Vulkans ist halt doch ziemlich träge im Vergleich zu unserer Reiseplanung.
Unser Ziel ist der Guajara
Um 10:30 Uhr erreichen wir das Besucherzentrum Cañada Blanca, eines von dreien im Nationalpark. Kurzer Besuch der Toilettenräume und der Ausstellung über Geologie und Menschheitsgeschichte der Gegend, in der Cafeteria nebenan noch ein bisschen Proviant gekauft, dann sind wir bereit für die letzte Wanderung dieses Urlaubs.
Es soll auf den Guajara gehen. Der erhebt sich als durchaus Ehrfurcht gebietender Tafelberg direkt hinter dem Besucherzentrum. 600 Höhenmeter sind es bis zum Gipfel – let’s go! Die Wanderung beginnt ganz gemächlich auf einem breiten Fahrweg, der sich durch eine bizarre Felsenlandschaft schlängelt. Immer wieder geht unser Blick rüber zu El Teide, an dessen Flanke sich gut die Seilbahn ausmachen lässt.
Nach knapp einer Stunde kommen wir zu einer Wegkreuzung. Rechts geht es nun bergan auf den Rand des Kessels – und von dort auf der Rückseite des Guajara zu dessen Gipfelplateau. Der perfekte Zeitpunkt, um die kurzen Hosen aus dem Rucksack zu holen und nochmal beim Sonnenschutz nachzulegen. Nach wie vor ist kein Wölkchen am Himmel und hier auf über 2.000 Metern ballert die Sonne ganz schön.
Schnell für den Flug einchecken? Haha, nein
Oben auf dem Caldera-Rand angekommen, bietet sich ein sagenhafter Panoramablick auf die Südküste und rüber nach Gran Canaria. Der Platz bietet sich zur Rast an, die ich auch dafür nutzen will, uns für den Heimflug morgen einzuchecken. Der geht mit TUI fly, weil wir aber nicht direkt bei TUI gebucht haben, scheitere ich beim Online-Check-In. Das ist halt immer der Nachteil, wenn man sich die Flüge mit den angenehmsten Zeiten selbst bei Opodo zusammensucht: am Ende hat man keine Ahnung, wer genau einem eigentlich die Tickets ausstellt und was das dann etwa für den Check-In bedeutet. Nun gut, dann sollten wir morgen schauen, nicht auf den allerletzten Drücker am Flughafen anzukommen.
Wir folgen nun einem uralten Weg, auf dem schon die Guanchen ihr Vieh im Sommer auf die Weiden trieben und Handelsgüter vom fruchtbaren Norden in den Süden der Insel transportierten, halten uns dann an einer Gabelung rechts und kommen im immer steiler werdenden Gelände schließlich an einen Abzweig zum Gipfel. Conny hat keine Lust mehr, aber ich lasse es mir nicht nehmen, nun auch noch die letzten Höhenmeter zu überwinden. Die Belohnung ist ein grandioser Blick in die Caldera und auf den Teide. 2.718 Meter ist der Guajara hoch – 5 Meter mehr als der Watzmann.
Weil hier oben ein böiger Wind weht und ich auch Conny nicht allzu lange warten lassen will, halte ich mich nicht länger als für ein paar Fotos und einen Schokoriegel auf dem Gipfel auf.
Der Abstieg ist dann deutlich anspruchsvoller als der Weg hinauf, geht er doch direkt durch die langgestreckte Steilwand des Guajara. Durch ein Felsentor kommt man auf dessen Vorderseite und sollte zusehen, die folgenden Abschnitte rasch zu passieren – Steinschlaggefahr! Aber auch danach erfordert der Weg volle Konzentration, bis wir schließlich wieder den Fahrweg in der Nähe des Besucherzentrums erreichen. 75 Minuten haben wir allein für den steilen Abstieg benötigt, der einige Körner gekostet hat. Aber Spaß hat’s gemacht. Mir zumindest.
Nicht so einfach mit Essen und Trinken
Allemal verdient haben wir uns jetzt eine Runde gut gekühlter Getränke, also stelle ich mich in der Cafeteria in die Schlange – für geschlagene 20 Minuten. Anscheinend gibt es ein Problem mit dem Kassensystem, jede Kartenzahlung wird in drei verschiedene Geräte eingetippt. Zum Glück haben wir Urlaub und heute nichts mehr vor.
Auf dem Rückweg halten wir dann noch an dem einen oder anderen Aussichtspunkt. Wirklich eine einmalige Landschaft dieser Teide-Nationalpark. Hier allein hätten sich wohl locker zwei, drei Tage füllen lassen.
Zurück in Icod de los Vinos machen wir uns schnell frisch und dann auf ins Casa del Drago. Hier soll es den besten Barraquito der Stadt geben, hat uns die Frau vom Hotel vorgestern erzählt. Außerdem ist der Laden einer der wenigen, der am Sonntagabend geöffnet ist. In Spanien machen ja viele Restaurants sonntags nur zum Mittagessen auf. Und man sitzt hier in einem schönen Hinterhof direkt unter dem alten Drachenbaum. Der Haken: Auch im Casa del Drago hat jetzt gegen 19 Uhr die Küche längst Feierabend gemacht.
Die nette Kellnerin hat aber Mitleid mit uns und treibt immerhin noch eine Portion Kartoffeln mit Mojo auf. Reicht uns auch schon und eigentlich ist das ja ganz standesgemäß als letztes Essen auf Teneriffa. Auf einen Barraquito muss ich nicht verzichten, den gibt’s auch noch.
Unterkunft: Hotel Emblématico San Augustin, Icod de los Vinos
Nützliche Links:
Tenerife weckt Emotionen - offizielle Tourismus-Website
Teneriffa News - alles, was man über Teneriffa wissen muss
Kekse & Koffer - netter Blog über die Kanaren