2024 USA Day 01
Im Flug über Lake Michigan

So, 29. September 2024

ÜBER MEERE UND SEEN

Ziemlich verblasst sind die Erinnerungen an unseren ersten Besuch Chicagos. Damals habe ich auch noch keine Reiseberichte ins Internet gestellt. Gab es das da überhaupt schon? Höchstens gerade so. Ich weiß, dass wir auf dem Sears Tower waren, zu jener Zeit das höchste Hochhaus der Welt, am Navy Pier und abends mit einer Freundin, die in Chicago studierte, in einer Cocktailbar. Das Sightseeing-Programm für den nun anstehenden Besuch füllte sich jedenfalls fast von selbst, als ich zu recherchieren begann, was man sich in der Stadt alles anschauen könnte. Fünf Tage kamen mir da schon fast zu knapp bemessen vor. Aber heute wollten wir erstmal nur ankommen in der Millionenmetropole am Michigansee.


Der Online-Check-In klappt schonmal nicht, weder mit meiner Buchung bei Lufthansa, noch mit Connys direkt bei United. Wir kommen daher mit reichlich Zeitpuffer am Flughafen an und das ist auch gut so. Die Abfertigung bei United ist nämlich noch fast genauso umständlich wie vor 25 Jahren, als ich selbst dort für meinen Studentenjob am Schalter saß. Anstehen für die Sicherheitsbefragung, anstehen für Bordkarte und Gepäckaufgabe und am Ende bekommen wir nicht einmal Sitzplätze zusammen. Oha, das müssen wir irgendwie fixen. Für Conny wird der Flug sonst zum Albtraum.


Boeing 787-10 von United am Gate in Frankfurt

An der Sitzplatz-Tauschbörse


Beim Security-Lotto wurde Connys Los gezogen. Der Preis: noch eine Sicherheitsuntersuchung. Also geht es nach der Security auf dem Weg zum Gate zu einem weiteren Checkpoint. Am Flugsteig treffe ich dann eine ehemalige Kollegin, die den Flug als Supervisorin betreut. Aber auch sie kann unser Sitzplatzproblem nicht lösen, die Maschine ist bis auf den letzten Sessel gefüllt. Müssen wir also an Bord schauen. 


Conny geht zu ihrem Fensterplatz ziemlich weit hinten in der Maschine. Mein Platz ist in der Mitte von drei Sitzen, zwölf Reihen weiter vorne. Das Ehepaar an Gang und Fenster rutscht erwartungsgemäß zusammen. Nun habe ich einen Gangplatz zum Tauschen.


Ich schreibe Conny, die ihren Nebenmann fragt, ob er nicht lieber am Aisle sitzen mag. Klar! Also rotieren wir noch schnell, bevor das Flugzeug Richtung Startbahn rollt. Conny ist mehr als erleichtert, dass ich ihr nun die Hand halten kann.


Nach der ganzen Aufregung ist der Flug dann ziemlich entspannt. Der Sitzabstand in der 787 ist passabel, das Unterhaltungsprogramm bietet reichlich Auswahl und das Essen ist genießbar – auch wenn wir keine Wahl mehr haben zwischen “chicken or pasta”: Winner, winner, chicken dinner.


Das da unten kenne ich doch alles!


Ohne Umwege geht es über Schottland und den Nordatlantik Richtung Große Seen. Als wir den Lake Huron überfliegen, erkenne ich einige Orte entlang der Route unserer 2018er Ontario-Reise. Die hohen Schornsteine von Sudbury, die La Cloche Mountains, die Drehbrücke von Manitoulin Island…


Über dem Lake Michigan verlässt unsere Boeing die Reiseflughöhe, schlägt noch einen Bogen um Chicago und landet schließlich um 14:55 Uhr auf dem nordwestlich der Innenstadt gelegenen O’Hare Airport.


Absperrband im Flughafen Chicago O'Hare

Es dauert eine ganze Weile bis wir endlich unser Gate erreichen und auch wir aus einer der hinteren Reihen das Flugzeug verlassen haben. Eine halbe Stunde, um genau zu sein. Weitere zwanzig Minuten vergehen auf dem Marsch durch die Gänge bis zur Passkontrolle. Dort stehen wir dann eine geschlagene Stunde an, bis wir endlich den Stempel in unseren Reisepässen haben. Das Einreiseprozedere in den USA bleibt eine Frechheit. Unter keinen Umständen möchte ich hier noch einen Anschlussflug erwischen müssen.


Unser Flug steht schon gar nicht mehr auf den Monitoren bei den Gepäckbändern. Ich frage einen Flughafenmitarbeiter, der deutet zu einem Karussell in der Nähe und daneben (!) stehen unsere Koffer.


Mit der Bahn in die Stadt


Zwei Stunden nach der Landung kommen wir in der Ankunftshalle raus und suchen den Weg zum Terminal 3. Wie in Frankfurt gibt es auch in Chicago ein kleines Bähnchen, das die Terminals verbindet. Ein paar Rolltreppen von T3 entfernt befindet sich dann der Flughafenbahnhof. Von hier kann man mit der Blue Line in die Stadt fahren.


Vorher müssen wir aber noch einen der Automaten dazu bringen, uns zwei 7-Tage-Tickets für den ÖPNV auszuspucken. Dazu muss man für 5 Dollar Pfand eine Ventra Card kaufen und kann diese gleich mit weiteren 20 Dollar für eine Woche aufladen. Die Menü-Führung des Automaten ist nicht gerade intuitiv, wenn man genau dieses Ticket haben will, aber schließlich halten wir zwei Plastikkarten in der Hand und springen in die abfahrbereite Bahn.


40 Minuten dauert die Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt. Dort müssen wir noch einmal umsteigen, um zu unserem Hotel zu kommen. Es geht von der Blue in die Red Line. Idiotensicher. Nervig ist allerdings, dass wir immer wieder mit unserem Gepäck durch Drehkreuze müssen. Gar nicht so einfach, da nicht jedes Mal hängen zu bleiben.


Im Schatten des John Hancock Centers


Von der U-Bahn-Station sind es dann noch ein paar Blocks zu laufen – vorbei am berühmten Water Tower, der als eines der wenigen Gebäude den großen Stadtbrand von 1871 überstand, und am 344 Meter hohen John Hancock Center, das nicht mehr so heißt, sondern einfach nur 875 North Michigan Avenue.


Zwei Straßen weiter befindet sich das Knickerbocker Hotel. Das ist schon fast 100 Jahre alt und hat einen nostalgischen Charme bewahrt. Gegen 18:30 Uhr checken wir ein und beziehen ein hübsches Zimmer mit Blick auf das ebenfalls historische The Drake gegenüber. Auch ein Stückchen vom Ufer des Lake Michigan können wir durchs Fenster sehen.


Wir sind zwar erledigt von der langen Reise, hätten aber schon noch Lust auf ein kleines Abendessen. Weit laufen wollen wir dafür aber nicht mehr. Im Hancock Center haben wir vorhin eine Cheesecake Factory entdeckt. Damit kann man nichts verkehrt machen. Außer man lässt die Brille im Hotelzimmer liegen. Dann ist es nämlich so gut wie unmöglich, unter der schummrigen Beleuchtung des Restaurants die ungefähr in Schriftgröße 6 bedruckte Speisekarte zu entziffern. Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass ich jetzt alt bin. Zumindest meine Augen.


John Hancock Center
Millennium Hotel Knickerbocker Chicago
The Drake Hotel

Ich bestelle ein pizzagroßes, mit Käse überbackenes Hähnchenschnitzel mit Pasta obendrauf. Herrje, das geht ja wieder gut los mit der Völlerei hier! Mehr als satt fallen wir nach dem Dinner ins Bett.


Unterkunft: Millennium Hotel Knickerbocker Chicago - 152 EUR via Airbnb


Nützliche Links:

Choose Chicago - Things to Do, Events, Restaurants, Hotels, Reiseplanung

Enjoy Illinois - Website des Illinois Office of Tourism

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