Sa, 1. Juli 22
Nach mehr als 400 Kilometern, über 25.000 Höhenmetern im Auf- und noch ein paar Tausend mehr im Abstieg die Alpenüberquerung auf dem E5 an der erstbesten Bushaltestelle in einem Veroneser Vorort abbrechen? Nicht mit mir!
Den Vormittag verbringen wir mit einer kurzweiligen Stadtführung, gefolgt von einem Mittagessen in einem netten Restaurant an der Uferpromenade der Etsch. Dann versprengt es die in den letzten Tagen so eng zusammengewachsene Gruppe in alle Richtungen. Die einen wollen ins Museum, andere bald zurück ins Hotel – ich will zurück auf den E5!
Mit der 23 geht es wieder raus nach Avesa, genau an jene Haltestelle Via Pasa, an der wir gestern von der Wegführung des E5 abgewichen waren. An der einem gewissen Franceso Paiola gewidmeten Brücke überquere ich ein Bachbett. Ein Wegweiser informiert, es seien noch 20 Minuten bis Avesa. Der Ort zieht sich ziemlich lang das Tal hinauf.
Kurzer Spaziergang
Die Zikaden musizieren, die Sonne brennt von einem strahlendblauen Himmel und ich bin ganz froh, keinen Rucksack mehr mit mit herumschleppen zu müssen. Und die Sandalen an den Füßen sind auch viel leichter zu tragen als Wanderstiefel. Das wird ein Spaziergang!
Der führt mich zwischen von Mauern eingefassten Wein- und Olivengärten zurück Richtung Ortsmitte. Im Gewirr der Gassen verliere ich dort die E5-Markierung aus dem Auge, aber ein Glockenturm hilft bei der Orientierung.
Qui termina il Sentiero
Der gehört zur Chiesa San Bernardo und steht an der Piazza Plebiscito. Der kleine Platz versteckt sich zwar etwas hinter Recycling-Containern, bietet aber dem Zieleinlauf einen passenden Rahmen: schattenspendende Bäume, darunter ein paar Bänke, ein Brunnen mit herrlich erfrischendem Wasser – alles, was uns gestern gutgetan hätte.
Eine Holztafel vor der Kirche markiert dann das offizielle Ende des E5: "Qui termina il Sentiero Europeo E5". Eine rote Linie zeichnet den Weg vom Bodensee bis zur Adria nach. Ganz bis zur Adria ist der E5 freilich nicht beschildert, zu unattraktiv wäre eine Fortsetzung des Weges durch die dichtbesiedelte Ebene nach Venedig. Und ehrlicherweise fehlt mir noch der Abschnitt vom Bodensee nach Oberstdorf. Vielleicht hole ich den irgendwann einmal als Epilog nach. Aber bis hierher habe ich es geschafft. Sieben Jahre nach dem Start, nach insgesamt vier Wochen unterwegs, schließe ich mit dem Abenteuer Alpenüberquerung ab. Ich klopfe mir selbst auf die Schulter.
Eine letzte Pointe, wo ja gestern erstmal Ratlosigkeit geherrscht hatte bei der Frage, wo denn nun tatsächlich der Bus nach Verona abfahren würde: Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich eine Haltestelle des 23ers. Der fährt hier alle 30 Minuten. So bin ich bald zurück in Verona. Zeit für einen Aperol Spritz. Alla salute!
Unterkunft: Euromotel Croce Bianca, Verona
Wegstrecke: 1,3 km
Höhenmeter: +10 / -36
Nützliche Links
Visit Verona - Website des Tourismusbüros von Verona
ATV Verona - Infos zur TicketBus App
Outdooractive - Details und Karten zur Planung des E5-Südteils
Europawanderweg 5 - E5-Programm des DAV Mainz