2016 California Day 17
Alabama Hills

So, Sep 18, 2016

DURCH DAS TAL DES TODES

Früh am Morgen kraxeln wir durch die Alabama Hills, queren dann das Death Valley, besuchen eine Geisterstadt und reiten schließlich in Las Vegas ein. Barkeeper, hau raus, was in deinen Fässern steckt! 

Neulich habe ich ja noch behauptet, eigens für ein Foto würden wir im Urlaub nicht früh aufstehen. Aber was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? In den Alabama Hills hat man nun einmal morgens die Sonne im Rücken und damit das perfekte Licht, um die Felsformationen gleich außerhalb Lone Pines mit dem Panorama der Sierra Nevada im Hintergrund abzulichten. Also lassen wir uns um 6:30 Uhr vom Wecker aus den Federn werfen. Wunderbar geschlafen haben wir in den bequemen Queensize-Betten im Dow Villa Motel. Der Mount Whitney wird von der Morgensonne schon in zartes Licht getaucht. Sehr schön.


Mond über Mount Whitney


Eine halbe Stunde später biegen wir an Lone Pines einziger Ampelkreuzung auf die Whitney Portal Road ein und nach ein paar Meilen ab auf die unbefestigte Movie Flat Road. Hier zwischen den Granitfelsen sind zahlreiche Western, aber auch Szenen von "Star Trek Generations", "Iron Man" oder "Godzilla" gedreht worden. Das bekannteste Fotomotiv gibt der Moebius Arch ab, mit dem sich wunderbar die Gipfelparade der High Sierra um den Mount Whitney einrahmen lässt. Über den Bergen zeigt sich sogar noch der Mond.

Ich hatte an diesem herrlichen Sonntagmorgen mit einer Armada von Fotografen gerechnet, tatsächlich sind nur noch zwei junge Männer da - die haben allerdings eine supernervige Drohne am Start. Sie lassen die zwar nicht die ganze Zeit um und durch den Moebius Arch kreisen, aber ihr Surren verdirbt einem doch den Genuss dieser fantastischen Landschaft. Also lassen wir den Felsbogen nach ein paar Fotos hinter uns und gehen den Rest des markierten "Arch Loop Trail" ab, der auch am sogenannten "Heart Arch", einem herzförmigen Loch im Gestein, vorbeiführt.

Überhaupt gibt es Dutzende Bögen und sonstige wunderliche Formationen hier. Man kann locker Stunde um Stunde, sogar Tage in den Alabama Hills verbringen - und andere haben das vor uns getan, so dass man im Netz die GPS-Koordinaten zahlreicher sehenswerter Orte des Felsenlabyrinths findet. Nach zwei Stunden haben wir aber genug. Erstens wird es langsam ziemlich warm, zweitens knurrt der Magen. Wir haben ja noch nicht gefrühstückt.


Tripadvisor nennt als bestes Restaurant am Ort die Alabama Hills Cafe & Bakery. Die ist schräg gegenüber vom Dow Motel, also für uns bestens gelegen. Wir stellen das Auto auf den Hotelparkplatz, laufen über die Straße und ergattern den letzten freien Tisch in dem kleinen Café. Die Portionen, die uns dann serviert werden, sind riesig! Ich helfe Conny mit ihrem "Triple Berry Cinnamon French Toast", aber wo ich ja selbst schon Rührei mit Sausage Patty und Hash Brown verdrückt habe, kriegen wir den selbst zu zweit nicht restlos vernichtet. Aber lecker!


Im Schnelldurchgang durch's Death Valley


Im Hotel dusche ich den Staub der Alabama Hills ab, dann checken wir aus, tanken den Wagen voll und machen uns auf ins Death Valley. Der kürzeste Weg nach Las Vegas führt durch den Nationalpark. Für das "Tal des Todes" haben wir wenig übrig. Ich weiß um die Einmaligkeit der Landschaft, habe viel darüber gelesen, wir haben hier auch schon auf einer früheren Reise eine Nacht verbracht und den Sonnenaufang am Zabriskie Point genossen - trotzdem interessiert uns dieser Nationalpark wenig bis gar nicht. Heute wollen wir auch nur durchfahren, und zwar nicht einmal der Länge nach, sondern quer, auf direktem Wege nach Beatty, Nevada. Immerhin: Es ist nicht ganz so heiß im Death Valley. Gerademal auf 100 Grad Fahrenheit schafft es das Thermometer unseres Wagens - 38 Grad Celsius. Das geht. Beim letzten Besuch waren es 45!

Kaum die Staatsgrenze überfahren, legen wir dann doch einen Stopp ein, nämlich in Rhyolite. Das ist mal wieder eine Geisterstadt. "Boom and bust", Aufstieg und Niedergang, lagen in Rhyolite noch näher beieinander als im von uns letzte Woche besuchten Bodie. 1904 wurde hier Gold gefunden, 1916 das letzte Licht ausgeknipst. Die Zeit dazwischen reichte immerhin, um einige imposante Gebäude in die Wüste zu stellen, von denen heute noch Reste zu sehen sind. Der Bahnhof von Rhyolite ist sogar fast im Originalzustand erhalten, auch das "Bottle House", ein im Jahr 1906 aus 50.000 Glasflaschen errichtetes Wohnhaus.

Von Beatty nach Las Vegas ist es dann eine elend lange und vor allem langweilige Fahrerei. Eine große Sanddüne muss man da schon als eines der Highlights entlang der Strecke bezeichnen. Zu Beginn haben wir den gut 3.600 Meter hohen Gipfel des Mount Charleston vor uns. An dem waren wir auch schon mal wandern. Dann umfahren wir das Gebirge und sehen nach knapp zwei Stunden endlich die Spitze des Stratosphere Tower vor uns auftauchen.


Las Vegas, wir sind wieder da!


Wir drehen eine Ehrenrunde, weil wir die Einfahrt zum Parkhaus des Monte Carlo verpassen. Ist aber auch wegen einer Baustelle gar nicht so leicht zu finden. Wie bei allen Hotels der MGM-Gruppe ist auch im Monte Carlo das Parken mittlerweile nicht mehr kostenlos. 8 Dollar werden pro Tag fällig, wohlgemerkt zusätzlich zur Resort Fee von 30 Dollar, deren Sinn sich damit noch weniger erschließt. Zumindest aus Sicht des Reisenden. Für das Geld hat man im Parkhaus immerhin nicht nur eine Schranke und Kassenautomaten angebracht, sondern auch über jedem Parkplatz ein Lichtlein, das anzeigt, ob dieser frei (grün) oder belegt (rot) ist. Praktisch. So finden wir rasch einen Stellplatz in der Nähe der Brücke zum Hotel.


Der Check-In dauert etwas länger, weil wir drei Übernachtungen auf zwei Reservierungen verteilt haben. Die erste Nacht haben wir ja erst vor ein paar Tagen gebucht. Schließlich bekommen wir unsere Schlüsselkarten für ein Zimmer im 29. Stock. Zu den Aufzügen hat man es im Monte Carlo zum Glück nicht weit von der Rezeption. Das Zimmer ist okay. Nichts Besonderes, aber viel Zeit werden wir hier eh nicht verbringen.


Mit der Wahl eines Restaurants zum Abendessen sind wir überfordert. Die Optionen im Hotel sind uns zu teuer und die Outback-Filiale direkt gegenüber in dem Gebäude mit der Coca-Cola-Flasche und dem M&M-Store hat geschlossen. Auf Autofahren habe ich heute auch keine Lust mehr. Schließlich entscheiden wir uns für Bubba Gump. Das ist nicht weit zu laufen und Seafood geht immer. Die Musik in dem Laden ist zwar viel zu laut, das Essen aber recht lecker. Übrigens funktioniert es wirklich, wenn man das Blechschild auf dem Tisch auf "Stop Forest Stop" stellt: Binnen Sekunden bleibt eine Bedienung stehen.

Der Strip ist ein Zoo


Mit zwei knallig farbenen Cocktail-Mischungen von Fat Tuesday in der Hand schieben wir uns nach dem Essen mit den Menschenmassen zum Brunnen am Bellagio. Die Wasserspiele hier mögen wir sehr, die Touristen weniger. Der Strip ist einfach unfassbar voll mit unglaublich geschmacklos gekleideten Menschen, die zu dumm sind, durch eine Drehtür zu gehen. Das meine ich wörtlich. Was für ein Zoo! Mittendrin die Bettler mit pseudo-lustigen, sich selbst entwürdigenden Pappschildern ("Fat people get hungry too") - für den normalen Menschenverstand ist das hier alles kaum auszuhalten.


Dazu begehen wir auch noch einen klassischen Anfängerfehler: Wir lassen uns bis ins Caesar's Palace treiben, um dem Nike-Laden einen Besuch abzustatten. Fündig werden wir dort nicht, dafür zieht sich der Rückweg zum Monte Carlo wie Kaugummi. Jeder Las Vegas-Besucher kennt wohl das Phänomen, dass man es zunächst für eine gute Idee hält, noch bis zum nächsten oder auch übernächsten Hotel zu laufen, weil man es ja sehen und es daher nicht mehr weit weg sein kann. In Wahrheit läuft man sich dann einen Wolf. Unser Vorsatz am Ende des Abends: Nie wieder Strip!

Gefahren: 251 Meilen / 404 Kilometer

Unterkunft:  Monte Carlo Resort & Casino, Las Vegas - 125 USD inkl. Resort Fee via booking.com


Nützliche Links:

Lone Pine - alles über "The Other Side of California"

Alabama Hills - die Website von Isabel Synnatschke hat jede Menge Infos und Koordinaten

Death Valley - Infos zum "Tal des Todes" beim National Park Service

Rhyolite Ghost Town - kurzer Abriss der Historie

Ghosttowns.com - mehr kann man über Rhyolite nicht auf einer Seite erfahren

Visit Las Vegas - offizielle Tourismus-Website der Stadt

Smarter Vegas - hier lässt sich Geld sparen