2016 California Day 12
Bodie

Di, Sep 13, 2016

ES WAR EINMAL IM WILDEN WESTEN

Wir streifen durch Bodie, das perfekte Beispiel einer Boomtown aus der Zeit des Goldrauschs, die heute ein Museumsdorf ist. Dazu erwandern wir den Fern Lake - im Schneegestöber.

Man schreibt das Jahr 1848 als die Kunde von sagenhaften Goldfunden in Kalifornien die amerikanische Ostküste erreicht. Wie Tausende andere Männer folgt auch ein gewisser W.S. Bodey dem Ruf, lässt Ehefrau, Kinder und eine Existenz als angesehener Bürger der Kleinstadt Poughkeepsie hinter sich, und schifft in New York ein für die lange Seereise nach San Francisco. So wird aus Bodey einer der legendären Fortyniners, die im Jahr darauf auf der Suche nach Reichtum und Abenteuer in die Sierra Nevada ziehen.


Zehn Jahre später, Bodey hat tatsächlich Gold gefunden, erfriert er in einem Schneesturm, der überraschend früh schon im November über die Eastern Sierra hereingebrochen kommt. Seine Leiche findet man erst im Frühjahr 1860 nachdem der Schnee geschmolzen ist. Dem Entdecker zum Andenken wird der kleine Goldgräber-Außenposten nördlich des Mono Lake nach Bodey benannt - oder wie es ein Maler falsch aber nachhaltig an einen Pferdestall pinselt: "Bodie".


Knapp 157 Jahre nach dem Tod des Herrn Bodey kommen wir heute nach Bodie, das seinerseits bewegte Zeiten hinter sich hat. Bodie ist das perfekte Beispiel einer Boomtown aus der Zeit des Goldrauschs, als Berichte - oder auch nur Gerüchte - über den Fund einer Mine über Nacht eine Kleinstadt mitten im Nirgendwo entstehen ließen, die ebenso schnell wieder verlassen wurde, wenn sich die Erwartungen als allzu optimistisch erwiesen oder die Vorkommen an Edelmetall erschöpft waren. Für ein paar Monate Anfang der 1880er Jahre lebten in Bodie wohl an die 8.000 Menschen, 1920 waren es noch 120. Schon seit damals gilt Bodie als "ghost town", als Geisterstadt, wogegen sich die letzten Bewohner noch ein paar Jahre wehrten. Das Postamt machte 1942 dicht.


Fotosafari in der Geisterstadt


Um die in dem trockenen Klima gut erhaltenen übrigen Gebäude zu sichern, wurde Bodie 1961 zum Denkmal erklärt und im Jahr darauf der Bodie State Historic Park eingerichtet. Nichts hier wurde rekonstruiert, alle Häuser sind Originale, durch deren Fenster man vergammelte Möbel und verblichene Tapeten erspähen kann, aber auch ganze Ladeneinrichtungen und Tischgedecke, die aussehen, als würden sie einfach nur seit Jahrzehnten auf das Eintreffen der Gäste warten. Es ist ein unglaublich spannender Ort, in dem man stundenlang herumstreifen kann, ohne dass einem die Fotomotive ausgehen. Die 8 Dollar Eintritt sind sehr gut investiertes Geld. Vor allem Conny ist restlos begeistert.


Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg Richtung Mammoth Lakes. Dabei nehmen wir nun die kürzeste Zufahrt zur 395. Auf dem Hinweg am Morgen sind wir schon direkt nach dem Mono Lake abgebogen und über eine sehr einsame und auf den letzten zehn Meilen ziemlich unwegsame Straße nach Bodie gekommen. Das Navi hielt diesen Weg für den kürzesten. Es war auf jeden Fall der interessanteste.


Der gestern schon stürmisch eingeläutete Beginn des Herbstes setzt sich heute mit dramatischen Wolkenformationen und kurzen Schauern fort, die uns aber kaum stören können. Nur blauer Himmel ist ja auf Dauer langweilig und welcher Ort wäre großartiger, um das Wechselspiel aus Regenwolken und Sonnenstrahlen zu beobachten als die weite Ebene des Mono Lake. So einen Horizont haben wir in Deutschland einfach nicht.


Kurz vor Lee Vining biegen wir zum Lundy Lake ab, der aber aus der Nähe nicht sonderlich sehenswert ist. Ein Stausee eben. Von seinem Ufer aus ließe sich eine Wanderung den Lundy Canyon hinauf zu einer Kette weitaus idyllischerer Bergseen unternehmen. Diese Tour wäre für diesen Nachmittag aber zu lang. Doch ich habe noch einen kürzeren Hike in petto.


Im Schneegestöber zum Fern Lake


Wir biegen auf den June Lake Loop ein. Der führt an einigen Seen vorbei zum Skigebiet am June Mountain. Auf einem kleinen Wanderparkplatz kurz hinter dem Silver Lake stellen wir das Auto ab, wobei uns zwei im Unterholz sitzende Rehe beobachten. Von hier führt ein Weg hinauf zum Fern Lake. 1,7 Meilen einfache Strecke, knapp 500 Höhenmeter - ein gutes Work-Out am Nachmittag. Allerdings haben wir nicht damit gerechnet, dabei in leichtes Schneegestöber zu geraten. Als wir nach nicht einmal einer Stunde den kleinen Bergsee erreichen, beruhigt sich das Wetter und die Sonne kommt wieder hervor. Der Abstieg ist denn auch reines Genusswandern. Kurz vor dem Parkplatz begegnen wir noch einmal einem der Rehe von vorhin.


Nun haben wir heute aber endgültig genug erlebt. Zurück in Mammoth Lakes gönnen wir uns ein Bad im Hot Tub der Apartmentanlage. Das warme Wasser tut gut. Gesellschaft leisten uns dabei Eich- und Streifenhörnchen, die zum Trinken an den Swimming Pool gehen. Sehr lustig zu beobachten, wie sie sich da in den Ecken mit Schwanz und Krallen festhalten, um das Wasser zu erreichen. Mehr Chlorgehalt als eine Cola mit Eiswürfeln dürfte der Pool auch nicht haben. Wir warten darauf, dass noch ein Schwarzbär über den Zaun geklettert kommt. Diese Erwartung erfüllt sich allerdings nicht.


Das Abendessen besteht aus Hot Dogs und den Resten der Pizza von Sonntag. Die macht locker zwei Mal satt.

Gefahren: 135 Meilen / 217 Kilometer

Unterkunft:  Bigwood Condo, Mammoth Lakes - 106 USD via VRBO


Nützliche Links:

Mammoth Lakes - die offizielle Tourismus-Website der Stadt

Hiking & Walking - perfekte Wegbeschreibungen samt Wanderkarten

CaliTrails - private Website mit tollen Wanderberichten aus Kalifornien

Bodie State Historic Park - die Website des California Department of Parks and Recreation

Bodie.com - ALLES zur berühmtesten Geisterstadt Kaliforniens

June Lake Loop - Unterkünfte in den Gemeinden um die Seen

June Mountain - Infos über das Skigebiet