20150420 Asien Day 9
Marina Bay

Mo, Apr 20, 2015

SINGAPUR PUR

Als “smart, sharp and just a little sexy” beschreibt der Lonely Planet Singapur und nennt den Inselstaat das “It-Kid” unter den Metropolen Asiens. Klingt ganz cool, dann wollen wir uns mal selbst ein Bild machen.

Ich beginne den Tag auf dem Laufband im kleinen Fitnessraum des Park Regis. Daran, draußen etwa entlang des Singapore River laufen zu gehen, ist nicht zu denken. Als wir später zum Zug durch die Stadt vor die Tür gehen, erschlägt uns die Hitze fast. In der Sonne ist es kaum auszuhalten. Zum Glück haben wir es, obwohl wir uns gegen die Option des Hotelrestaurants entschieden haben, zum Frühstück nicht weit. In der Einkaufspassage zwei Ecken weiter betreibt das benachbarte Swissotel eine Bäckerei. Die Versorgung mit frischen Croissants und Cappuccino ist also sichergestellt. Nebendran gäbe es auch einen Starbucks, aber den ignorieren wir erstmal.


Die Kolonialherren ließen im Zuckerbäckerstil bauen


Von der U-Bahn lassen wir uns zwei Stationen weiter bis Bras Basah bringen. Damit sind wir mitten im Kolonialviertel, in dem sich einige vorbildlich restaurierte Gebäude aus der Zeit der britischen Herrschaft bewundern lassen. Etwa das Singapore Art Museum, das früher mal eine katholische Knabenschule war, das National Museum of Singapore, das schon seit seinem Bau 1849 als Bibliothek und eben Museum genutzt wird, oder das im englisch-gotischen Stil erbaute Kloster Chijmes, das heute statt Nonnen und Waisenkinder Singapurs Nachtschwärmer beherbergt.



Die wohl bekannteste Institution der Stadt dient aber seit 1887 unverändert dem gleichen Zweck, das Raffles Hotel. Wobei die Anfänge des Luxusschuppens eher bescheiden waren, nämlich mit zehn Zimmern in einem Bungalow. Dafür stand der am Strand. Das mag man sich kaum vorstellen, denn bis zum Wasser ist es mittlerweile bestimmt ein halber Kilometer, aber die Adresse 1 Beach Road kann man wohl als Beweis zulassen. In seinen schattigen Gängen und Gärten finden wir Zuflucht vor der Hitze. Wir überlegen sogar ernsthaft, gleich mal in der um elf öffnenden Long Bar auf einen Cocktail vorstellig zu werden - immerhin wurde im Raffles ja der Singapore Sling erfunden. Dass der Reiseführer erwähnt, der Drink solle ausgerechnet am Ort seiner Geburt nicht sonderlich gut sein, hält uns davon ab. Und  bewahrt wahrscheinlich vor Schlimmerem, was den weiteren Verlauf des Tages angeht.


Kirchen, Denkmäler, Museen - es gibt viel zu entdecken


Am Civilian War Memorial vorbei, das eigentlich “The Memorial to the Civilian Victims of the Japanese Occupation” heißt, womit denn auch klar ist, an wen es erinnert, kommen wir zur St Andrew’s Cathedral, die in klein jede Hochzeitstorte zieren könnte. Auch die Kirche ist ein schönes Beispiel für die Gothik, die Mitte des 19. Jahrhunderts ein letztes Mal in Mode kam. St Andrew’s wurde 1862 errichtet, nachdem der 1838 eingeweihte Vorgänger vom Blitz niedergestreckt worden war. Drinnen sorgen offene Fenster und Ventilatoren kaum für Abkühlung, wir halten uns hier also auch nicht weiter auf.



Die Old City Hall gleich gegenüber und das anschließende Gebäude des Old Supreme Court, leicht zu erkennen an dem Relief Justitias im Giebel, ist gerade noch eine Baustelle. Im Laufe des Jahres soll der Komplex als Nationalgalerie wieder eröffnen. Sicher wird man eine geeignete Stelle finden, um daran zu erinnern, dass an der City Hall Lord Mountbatten 1945 die Kapitulation Japans und damit das Ende der Besetzung Singapurs verkündete, sowie 20 Jahre später Lee Kuan Yew dessen Unabhängigkeit. Welch ein geschichtsträchtiger Ort!


Überhaupt Baustellen: Es gibt einige größere davon rund um das Empress Palace Building, einst Regierungsgebäude, mittlerweile einer der Flügel des Asian Civilizations Museums. Offensichtlich wird in Singapur gerade in großem Stil restauriert und renoviert, wo der Stadtstaat dieses Jahr seinen fünfzigsten Geburtstag feiert. Die Gebäude sehen dabei alle aus wie frisch aus der Verpackung genommen. Nächstes Jahr wird Singapur sicher noch schöner sein. Allein der Museen wegen würde sich dann wohl ein mehrtägiger Aufenthalt hier lohnen. Wir haben jetzt leider keine Zeit, sie uns alle anzuschauen.


Das Symbol Singapurs: der Merlion


Bevor wir endgültig einen Sonnenstich bekommen, kehren wir bei Starbucks ein. Da ist es klimatisiert, da bekommt man etwas zu trinken, in dem Eiswürfel schwimmen. Genau richtig. Dann schauen wir beim Merlion vorbei. Der ist wohl eine der skurrilsten Sehenswürdigkeiten der Welt. Die Mischung aus Meerjungfrau (MERmaid) und Löwe (Lion) soll die Stärke Singapurs und seine Verbundenheit mit dem Meer symbolisieren. Die Statue wurde 1964 im, genau, Auftrag des Tourismusministeriums erschaffen. Anscheinend mangelte es der Stadt damals akut an Sehenswürdigkeiten. Die Zeiten sind ja nun eigentlich vorbei. Der Heerscharen von Besuchern nach zu urteilen, die sich in allen möglichen Posen mit der wasserspeienden Figur ablichten lassen, kann es allerdings bis heute kaum etwas Aufregenderes in Singapur geben als den Merlion. Nun gut. Wir haben ihn jetzt auch mal gesehen.



Zum Lunch ins Marina Bay Sands


Dann geben wir es uns richtig hart: In der prallen Sonne umrunden wir die Marina Bay auf dem Weg zum futuristischen Marina Bay Sands. Der Ausblick auf die Skyline unterwegs lohnt die Strapazen allemal. Im Marina Bay Sands haben wir ja für nächste Woche noch eine Übernachtung in der Reiseplanung stehen. Den Infinity Pool in knapp 200 Meter Höhe wollen wir uns nicht entgehen lassen, wo wir schon einmal in diesem Teil der Welt sind. Neben dem Hotel gehören das in Form einer Lotusblüte gebaute ArtScience Museum, der erste schwimmende Louis-Vitton-Laden, Theater- und Konferenzsäle, sechs Gourmet-Restaurants, ein Kasino und natürlich eine Shopping Mall zum Sands, dessen Bau alles in allem 4,6 Milliarden Euro verschlungen hat und das damit als das teuerste Gebäude der Welt gilt. Irrer geht’s nimmer.



Für heute bleiben wir in den unteren Etagen und besuchen den Food Court. Hier kann man sich zu sehr vernünftigen Preisen einmal quer durch Asien futtern. An den einzelnen Ständen sind alle Speisen auf Englisch beschrieben, das erleichtert Anfängern wie uns die Auswahl ungemein.


Der größte botanische Garten der Welt


Weiter auf die andere Seite des Sands in die Gardens by the Bay. Die Parklandschaft zwischen Meer und Marina Reservoir hat sich die Stadt bisher um die 625 Millionen Euro kosten lassen. Knapp 250.000 Pflanzenarten machen die Anlage zum größten botanischen Garten der Welt. Man könnte noch etliche weitere Superlative aufzählen, etwa den größten Indoor-Wasserfall oder das größte gläserne Gewächshaus, aber das kann ja jeder selbst alles nachlesen. Uns gefallen die Gardens by the Bay jedenfalls sehr gut.


Entgegen unserer Erwartung ist es in den Gewächshäusern, für die man im Gegensatz zu dem Park an sich Eintritt zahlen muss, viel kühler als draußen, ja geradezu frostig. Wirklich spektakulär ist der künstliche, 35 Meter hohe Berg im “Cloud Forest”, dem Nebelwald. Mit dem Aufzug wird man an dessen Spitze gebracht und kann den Berg dann in schwindelerregender Höhe auf Stegen umrunden und in seinem Inneren zu den darunter liegenden Ebenen absteigen, wobei man Pflanzen aus tropischen Vegetationszonen zwischen 1.000 und 3.000 Meter Höhe bewundern kann, darunter etliche Orchideenarten.



Ein bisschen entsetzt bin ich allerdings über die Ausstellung echter Tropfsteine im Innern des Berges. Auf einem Schild wird sogar erklärt, dass sich deren Entstehung über Tausende von Jahre hingezogen hat. Bis ein Mensch mit dem großen Meißel vorbeikam, sie abschlug und nach Singapur verschiffte, wo sie nun herumstehen. Glückwunsch!



Mittlerweile hat es sich ganz schön zugezogen. Wir sind gar nicht böse drum, dass die Sonne mal Pause macht. In der klimatisierten U-Bahn fahren wir zurück zum Hotel. Duschen, umziehen, dann fix zum Abendessen. Unser einziger voller Tag in Singapur will schließlich gut genutzt werden.


Japanisch zum Abendessen


Rund um die Clarke Quays haben wir jede Menge Restaurants zur Auswahl. Wir entscheiden uns für ein japanisches. Im Izakaya Tomo sitzt man direkt am Fluss und die Auswahl vor allem an Fisch in allen möglichen Zubereitungsformen ist riesig. Wir brauchen eine Weile zum Studieren der Karte. Dazu haben die hier auch noch Craft Beer aus Japan. Da bin ich ja in Tokio gar nicht zum Probieren gekommen. Also lasse ich mir ein 15-Dollar-Bier bringen, in dessen Brauprozess unter anderem Süßkartoffeln zum Einsatz gekommen sind. Gar nicht schlecht. Man kann sich ruhig was trauen beim Brauen.



Conny bekommt dann Sushi, ich Jakobsmuscheln im Speckmantel, gegrillte Makrele und einen Tintenfisch teilen wir uns auch noch. Dabei verbummeln wir ganz schön die Zeit. Es ist fast halb neun bis wir wieder in der U-Bahn sind. Wir kalkulieren kurz durch, ob sich unser geplanter Ausflug zur Night Safari noch lohnt. Um da hin zu kommen müssen wir noch einmal in eine andere U-Bahn-Linie umsteigen und mit dem Bus fahren, der Zoo schließt um Mitternacht, dann fährt aber keine Bahn mehr, also müssten wir mit dem Taxi zurück zum Hotel. Egal, wird schon passen. Wir ziehen das jetzt durch.


An der Station Ang Mo Kio befindet sich ein großer Busbahnhof. Wir fragen uns durch nach der Abfahrt Richtung Zoo. Die entsprechende Warteschlange ist ganz am Ende der Ausgänge. Zwei Minuten später fährt der Bus vor. Beim Einsteigen hält man die EZ-Link-Karte gegen ein Lesegerät. Die Fahrt zieht sich dann ganz schön hin. Eine halbe Stunde geht es vor allem durch Wohngebiete und lange vor der Endhaltestelle sind wir die letzten verbliebenen Fahrgäste im Bus.


Tiere bei Nacht


Am Zoo angekommen ist der Eingang zur Night Safari nicht zu verfehlen. Über 2.500 Tiere haben wir ein Zuhause weit weg von Savanne und Dschungel gefunden, ein eigener Zoo neben dem Zoo. Die Gehege sind sehr naturnah und weitläufig gestaltet und vor allem mit nachtaktiven Tieren bestückt. Sonst würde das mit der Safari ja auch keinen Sinn machen. Per Trambahn geht es durch den Wildpark vorbei an Hyänen, Antilopen, Büffeln, Tigern, Elefanten und allen möglichen anderen Geschöpfen.


Näher lassen die sich auf mehreren Trails betrachten. Scheinbar unbeschwert tollen hier die Löwen herum, ganz lässig hat ein Leopard auf einem Ast Position bezogen und beäugt seinerseits die Besucher. Vor den herumflatternden Flughunden muss man sogar in Deckung gehen. Wer Angst vor Fledermäusen hat, sollte deren Voliere besser nicht betreten. Das größte Spektakel veranstalten aber die Asiatischen Otter. Die warten anscheinend noch auf’s Abendessen und betteln lautstark jeden Besucher an.


Wir reizen die Besuchszeit bis zum Ende aus, erst kurz vor Mitternacht beenden wir die Safari. Hat Spaß gemacht, war mit 42 Dollar pro Person aber auch kein ganz billiges Vergnügen. Mit einem der vor dem Zoo wartenden Taxi geht es zurück ins Hotel. Der Tag ist lang gewesen!

Unterkunft: Park Regis Singapore - 150 EUR via Expedia


Nützliche Links

Visit Singapore - die offizielle Tourist & Travel Website

Tripadvisor Singapore Travel Forum - hier gibt es Antworten auf ALLE Fragen

Lonely Planet - prima Einführung

Gardens by the Bay - man sollte sich vorab einlesen

Remember Singapore - die Stadt früher und heute

Singapore Reisebericht - Sylwia Buch hat einen tollen Reisebericht auf ihrer Seite