4. Okt 2017
Googelt man die Dolomiten, stolpert man unweigerlich über die Tre Cime di Lavaredo, die Drei Zinnen, eine der berühmtesten Bergformationen der Alpen. Deren Umrundung steht ganz oben auf der Bucket-List zahlreicher Wanderer - was ein recht einfaches Unterfangen ist.
Die Drei Zinnen sitzen genau auf der Grenze zwischen Südtirol und Venetien. Von Sexten aus kann man direkt etwa 1.000 Höhenmeter hinauf auf das Plateau zu deren Füßen wandern, entweder über den Fischleinboden oder das Innerfeldtal. Und dann gibt es noch die bequeme Variante: Auf der Südseite des Gebirgsstocks führt eine Mautstraße vom Lago di Misurina zu einem großen Parkplatz an der Auronzo Hütte.
Auf Traumstraßen zum Trailhead
Die Anfahrt von Sexten allein ist bereits traumhaft schön. Wie am Toblacher See das Höhlensteintal zusammenrückt, erinnert uns an das Yosemite Valley in Kalifornien. Wo die Kapelle Landro am Straßenrand steht, gibt es einen großen Parkplatz und einen Aussichtspunkt, wo man die Drei Zinnen das erste Mal aufragen sieht. Klar, dass hier jeder Reisebus hält. Es wurde sogar eigens ein Bilderrahmen aufgestellt, um die Gipfel in Szene zu setzen.
Kurz hinter dem Dürrensee zweigt eine kurvenreiche Straße Richtung Misurina ab und nach sechs Kilometern geht es links auf die Strada Tre Cime. Die zu befahren ist ein teures Vergnügen und der angeschlagene Preis lässt uns kurz zögern, ob da ein Fehler vorliegen könnte. Aber, nein, die Straßennutzung kostet wirklich 26 Euro - und sie wird wohl sogar jedes Jahr teurer. Aber haben wir eine Wahl? Nein. Zu Fuß wollen wir die Strecke bis zur Auronzo Hütte nun nicht zurücklegen. Wen hier der (Ehr)Geiz packt: Es gibt auch einen Wanderweg.
Wir genießen die Fahrt vorbei am Lago d’Antorno und über die Serpentinen, die uns bis in eine Höhe von 2.300 Meter bringen. Die meisten Besucher nehmen vom Parkplatz aus dann den direkten Weg gegen den Uhrzeigersinn zum Rifugio Lavaredo und zum Paternsattel. Unser Plan ist, in die genau entgegengesetzte Richtung zu starten. So sind wir so gut wie allein in dieser sagenhaften Kulisse unterwegs.
Nach 20 Minuten haben wir den westlichen Zinnenkopf umrundet und stehen unterhalb der hunderte Meter aufragenden Nordwände. Was für ein Anblick! Nur zum Fotografieren ist das Vormittagslicht nicht optimal, die Sonne steht hinter den Zinnen. Umso schöner, wie die anderen spektakulären Gipfel der Sextner Dolomiten im strahlenden Sonnenschein liegen.
Wunderschön sind auch die Lärchen in ihrem orangenen Herbstkleid. Die Ränder der kleinen Seen im Schatten der Zinnen tragen schon eine dünne Eisschicht. Auf der anderen Seite des Plateaus können wir die Dreizinnenhütte ausmachen, zu der wollen wir wandern. Rechts davon erhebt sich einem Tafelberg gleich der Paternkofel, der in Wirklichkeit ein Ensemble wilder Zacken ist, aber von unserer Seite aus als glatte Wand erscheint.
An der Dreizinnenhütte ist mächtig Betrieb
Ein wahres Postkartenpanorama bietet sich uns dann von der Terrasse der Dreizinnenhütte. Für die hätte man kein schöneres Plätzchen finden können als die Tobliner Scharte. Leider ist die Hütte bereits geschlossen. Dabei hätten die Pächter bei dem Traumwetter und den zahlreichen Besuchern heute sicher reichlich Umsatz gemacht. Statt eines kühlen Biers gibt es für mich also nur Wasser aus dem Rucksack.
Aus allen Richtungen kommend treffen Wanderwege an der Dreizinnenhütte zusammen. Von der Scharte aus öffnet sich auch der Blick ins Fischleintal. Hätten wir nicht das Auto an der Auronzo Hütte stehen, könnten wir da nun einfach runter nach Sexten absteigen. Ein andermal.
Die Spuren des Gebirgskrieges
Unterhalb des Paternkofel verlaufen zwei Wege - ein breiter und ein schmaler Pfad, der an einigen Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg vorbeiführt. Die Tobliner Scharte war damals heftig umkämpft. Schon zwei Tage nach der Kriegserklärung Italiens an Österreich wurde die Dreizinnenhütte von Artillerieeinschlägen zerstört.
Die Zinnen selbst blieben vom Kampfgeschehen weitgehend verschont, waren aber als Beobachtungsposten von großer strategischer Bedeutung. Das italienische Heer schleppte im Sommer 1915 sogar einen Scheinwerfer auf den Gipfel der Großen Zinne, um die österreichischen Stellungen auf dem Zinnenplateau auszuleuchten. Auch eine Kanone wurde rauf befördert. Die Scharten zwischen den Zinnen konnte Italien den ganzen Krieg über halten.
Auf der Rückseite der Drei Zinnen
Vorbei am Rifugio Lavaredo, von wo aus man einen herrlichen Blick das Tal hinab auf Auronzo di Cadore hat, das sich an den Stausee Lago di Santa Caterina schmiegt, und der Alpinikapelle mit dem Kriegerdenkmal erreichen wir schließlich wieder den Parkplatz am Rifugio Auronzo. Hier ist jetzt der Teufel los, weshalb wir uns gegen eine Einkehr entscheiden.
Auf dem Weg hinunter nach Misurina lohnt der Stopp am Lago d’Antorno. Das Panorama des kleinen, von Bäumen umstandenen Bergsees mit den dahinter aufragenden Zinnen taugt für jeden Bildband.
Nützliche Links
outdooractive.com - Details und Karten zur Wanderung
drei-zinnen.info - Website des Tourismusvereins Sexten
suedtirolerland.it - die verschiedenen Regionen der südtiroler Dolomiten im Überblick
Südtirol Mobil - Fahrplansuche für Bus und Bahn