20170626 Allgäu - Rappensee

ALLGÄUER BERGTOUREN

Mo, Jun 26, 2017

ÜBER EINÖDSBACH ZUR RAPPENSEEHÜTTE

(16,5 km / ↑↓1.199 m)


Nur an wenigen Orten in Deutschland kommt man dem Himmel so nahe wie auf dem Heilbronner Weg, einem schon Ende des 19. Jahrhunderts angelegten Felsensteig durch den Hauptkamm der Allgäuer Alpen. Der klassische Ausgangspunkt für die Gipfelparade ist die Rappenseehütte, mit 304 Schlafplätzen die größte Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins. Aber auch "nur" für eine Tageswanderung aus der Birgsau südlich von Oberstdorf ist diese ein lohnendes Ziel.

Die von uns geplante Tour auf dem Heilbronner Weg war am Vortag buchstäblich ins Wasser gefallen. Gewitter und strömender Regen zwangen uns, die gebuchten Schlafplätze in der Rappenseehütte sowie im Waltenberger Haus, von dem wir am nächsten Tag über die Kemptner Hütte zurück nach Oberstdorf wandern wollten, abzuschreiben. Nach dem erzwungenen Ruhetag im gediegenen Spa-Resort Schüle erwartet uns mit 24 Stunden Verspätung doch noch ein wolkenloser Himmel. Perfekte Bedingungen für einen langen Wandertag mit der Rappenseehütte als Ziel für das Mittagessen.


Der südlichste Ort Deutschlands


Mit dem Bus der Linie 7 fahren wir an der Skiflugschanze und der Fellhornbahn vorbei bis zur Endstation an der Alpe Eschbach. Nach Einödsbach folgen wir einem asphaltierten Sträßchen durch das Stillachtal, erst dahinter beginnt der eigentliche Aufstieg auf schmalem Pfad durch den Bergwald.



Einödsbach ist die südlichste ständig bewohnte Ortschaft Deutschlands. Im frühen 16. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt, war der damals aus drei Häusern und einer Kapelle bestehende Weiler bis 1808 eine selbstständige Gemeinde. Seit 1860 gibt es hier ein Gasthaus, in dem im Laufe der Jahre nicht wenige Maler die Sommerfrische verbrachten und sich von der atemberaubenden Bergkulisse zu dramatischen Landschaftsgemälden inspirieren ließen.


Aufstieg im Morast


Hinter dem Berggasthof queren wir den Bacherlochbach, der Einödsbach den Strom liefert, und kommen kurz darauf an einem ersten Wasserfall vorbei. Der Weg wird nun immer steiler. Nur sehr mühsam kommen wir voran, der Waldboden ist völlig aufgeweicht. Auch Bäume und Sträucher sind tropfnass vom Regen der letzten Tage. Wir fühlen uns in unserer Entscheidung bestätigt, nicht schon gesten den Aufstieg gewagt zu haben. Da schwamm hier sicher alles weg.



Mit Erreichen der Peters-Alpe lassen wir den Wald hinter uns. Ab jetzt liegt der Weg in der Sonne, es sollte nun also immer trockener werden. An der kleinen Hütte kann man sich mit kühlen Getränken aus dem Brunnen versorgen. Das Geld legt man einfach in eine kleine Kasse. Von dem Angebot machen wir nur zu gerne Gebrauch und genießen den Blick ins grüne Rappenalptal.


Den nächsten Zwischenstopp legen wir dann 500 Meter höher an der Enzianhütte ein. Die bietet einigen Komfort für so eine abgelegene Unterkunft, etwa eine Sauna und einen Whirlpool. Das ist kein Witz! Es handelt sich um den höchstgelegenen Wellnessbereich weit und breit. Auch die Speisekarte fällt üppig aus. Die Küche der Hütte ist weithin bekannt und hat fast schon Sterne-Niveau. Sogar frischen Saibling könnte man sich hier servieren lassen. Wir bleiben allerdings erstmal bei zwei Kaltgetränken, die wir im Schatten zu uns nehmen. Neben uns lassen sich vier junge Männer erschöpft auf den Bänken nieder. Ja, es ist ganz schön heiß geworden.



Der Weg führt nun sehr aussichtsreich und fast ohne Steigung unterhalb der Gemswände entlang. Bis zur Rappenseehütte hat es aber noch zwei knackige Anstiege. Als wir unser Ziel in 2.091 Metern Höhe erreichen, haben wir uns das Mittagessen redlich verdient. Leberkäs mit Spiegelei und Bratkartoffeln stillen den Hunger, Allgäuer Bier den Durst. Großartig ist die Aussicht auf das Hohe Licht und den Bieberkopf. Irgendwann müssen wir den Heilbronner Weg noch einmal in Angriff nehmen und diese Berge erobern!



Nach dem Essen unternehmen wir noch einen Abstecher zum Kleinen und Großen Rappensee, idyllisch von blühenden Wiesen umgeben in einer Senke zu Füßen der schroffen Gipfel gelegen. Am liebsten würden wir hier am Ufer liegend den Nachmittag verbummeln, aber es wartet ja noch ein langer Rückweg auf uns.


Auf gleichem Weg zurück


Beim Abstieg legen wir nur an der Peters-Alpe noch einmal eine kurze Rast ein. Um den Brunnen mit den Getränken hat sich seit heute Morgen eine stattliche Sammlung Altglas gebildet.


Am Ende beeilen wir uns, um ja nicht den Bus nach Oberstdorf zu verpassen. Nach siebenstündiger Wanderung fallen wir einigermaßen erschöpft in die bunt gemusterten Sitze. An der Fellhornbahn müssen wir nochmal umsteigen. Der Busfahrer vergisst dann an der Haltestelle direkt gegenüber unseres Hotels zu halten. Aber die paar Meter vom nächsten Stopp zurück schaffen wir am Ende dieser tollen Wanderung auch noch.

Nützliche Links

Outdooractive - Wegbeschreibung, Profil und Karte zur Wanderung

Heilbronner Weg - die Heilbronner DAV-Sektion informiert über den Höhenweg

Oberstdorf - auch die offizielle Tourismusseite hat Informationen zum Heilbronner Weg

Rappenseehütte - die größte DAV-Hütte

Enzianhütte Oberstdorf - komfortable Unterkunft hoch in den Bergen

Einödsbach - Website des idyllisch gelegenen Gasthofs

Oberstdorf Lexikon - über die Geschichte von Einödsbach