Sa, Sep 1, 2012
Annapolis ist nicht nur die heutige Hauptstadt von Maryland, sondern war 1783/84 kurzzeitig sogar Hauptstadt der jungen Vereinigten Staaten. Rund um das damals schon als Regierungssitz dienende State House gibt es jede Menge historische Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Das gilt natürlich noch mehr für Washington, wo wir am Nachmittag ankommen.
Nach dem Motto "Das Leben ist zu kurz für schlechtes Frühstück" lassen wir das vom Best Western angebotene "Full Continental Breakfast Buffet" stehen, gehen auch nicht in den benachbarten Denny's, sondern fahren gleich nach Annapolis rein. Eine kurze Google-Recherche spuckt Chick & Ruth's Delly als lokale Institution in Sachen Hausmannskost aus - nichts wie hin.
Die Suche nach einem Abstellplatz fürs Auto hält uns nicht lange auf, wir fahren direkt in ein Parkhaus um die Ecke der Main Street. Zwei Dollar die Stunde sind verkraftbar.
Vor Chick & Ruth's hat sich bereits ein Menschenknäuel versammelt. Oh je. Ich frage am Eingang nach der voraussichtlichen Wartezeit für zwei Plätze. "About ten, fifteen minutes" ist die zufriedenstellende Antwort und tatsächlich dauert es keine zehn Minuten ehe wir reingerufen, durch den engen Diner geführt und im ersten Stock an einen winzigen Tisch mit Blick auf das wuselige Treiben hinter dem Küchentresen gesetzt werden.
Wir lieben solche Läden! Hier lässt sich auch schon mit dem Frühstück der Cholesterin-Bedarf des ganzen Tages decken. Meine Wahl, Eggs Benedict mit Crab Cake, lässt in der Hinsicht keine Fragen offen - und schmeckt köstlich. Die Crab Cakes sind der Hammer!
Die ganze Innenstadt steht unter Denkmalschutz
Mit vollem Bauch laufen wir anschließend zum Historic Annapolis Museum. Für fünf Dollar bekommt man hier eine Audiotour samt Karte zum fachkundigen Rundgang durch die Hauptstadt Marylands. Wir stellen bald fest, dass sich das nicht unbedingt lohnt, denn die Informationen zu den historischen Gebäuden sind doch recht speziell. Hier ein Unterzeichner der Verfassung, dort das Wohnhaus des ersten Herausgebers einer Zeitung...
Trotzdem ist so ein Spaziergang durch Annapolis sehr nett, die Innenstadt mit ihren niedlichen Holzhäusern trägt den Titel "National Historic Landmark" zurecht. Leider hält das Wetter nicht das, was es gestern versprochen hat. Es ist bedeckt und sehr schwül. Unangenehm schwül.
Im ältesten Parlament der USA
Natürlich besuchen wir auch das Maryland State House, das älteste durchgehend als Parlament genutzte Gebäude der USA. Durch Vorzeigen des Ausweises und Scannen des Rucksacks kommt man hinein und kann einen Blick in die beiden Kammern des hohen Hauses werfen, das sich eigentlich recht bescheiden ausnimmt. Die nächste Zusammenkunft der Abgeordneten ist übrigens erst für Januar angesetzt.
Der älteste Teil des Gebäudes mit dem allerersten Sitzungssaal wird gerade aufwendig restauriert, kann aber ebenfalls besichtigt werden. Hier legte einst George Washington seinen Job als Anführer der revolutionären Armee nieder. Selbstverständlich ist exakt an der Stelle eine Bronzeplatte in den Fußboden eingelassen. Hoffentlich hat er stillgehalten, der George.
Die vorgeschlagene Route durch die Altstadt kürzen wir etwas ab und begeben uns direkt zum Hafen. Mittlerweile ist es ganz schön heiß und ganz schön voll geworden. Überall laufen die Kadetten der Marine-Akademie in ihren strahlend weißen Ausgehuniformen herum. Macht schon was her.
Quer durch Washington zur American University
Wir lösen unser Auto aus und machen uns auf in die nächste Hauptstadt, nach Washington, D.C. Ab der Stadtgrenze stecken wir wieder in dichtem Verkehr fest. Da wir von Osten kommen und zum Campus der American University ganz im Westen wollen, müssen wir einmal quer durchs Zentrum. Wo das Gras am grünsten, die Häuser am nobelsten und die Bäume entlang der Straße am höchsten sind, ist das Ziel erreicht. Fast hatte ich vergessen, was für eine traumhafte Gegend der Nordwesten Washingtons ist. Die Leute wohnen hier alle wie im Park. Und vor jedem Haus steht mindestens ein deutscher Wagen.
Man kann mit dem Auto auf das Gelände der Universität fahren, wo wir dem Campus Store einen Besuch abstatten. Ich habe aus Studententagen noch einen mittlerweile 14 Jahre alten Sweater, der nun durch einen neuen ersetzt wird. Auch ein paar T-Shirts und eine Kaffeetasse gehen mit. Die alte wurde so oft gespült, dass das Logo der AU kaum noch zu erkennen ist. Der Tenley Campus, auf dem ich damals in einem Studentenheim gewohnt habe, hat sich überhaupt nicht verändert.
Vom Studentenwohnheim ins Marriott
Von der AU ist es nun nicht weit bis zum Marriott Wardman Park. Das ist das größte Hotel der ganzen Stadt. Da ich ahne, dass das Parken dort sehr teuer sein würde, suchen wir nach einem Stellplatz in der Nachbarschaft - und werden zwei Straßen weiter fündig. Am Wochenende kann man hier kostenlos stehen. Perfekt!
Der Empfang im Marriott ist ausgesprochen freundlich und ich werde ausgiebig nach unserem Zimmerwunsch befragt. Hmm... Zwei Betten und ziemlich weit oben wäre fein. Geht klar! Soll nochmal jemand behaupten, als Priceline Customer würde man wie ein Kunde zweiter Klasse behandelt. Hier stimmt das ganz sicher nicht.
Gleich vor dem Hotel ist die Metrostation Woodley Park - sehr praktisch. Wir fahren erstmal nur eine Station weiter, nämlich zum Dupont Circle. Dort gibt es eine Filiale unserer Lieblings-Pizzakette Bertucci's, die wir aber nicht auf Anhieb finden. Dank des kostenlosen WLAN bei Starbucks kann ich Google Maps befragen.
Was mir lange nicht mehr passiert ist: Bei der Bierbestellung nach der ID gefragt zu werden. Ich kann mich aber erinnern, dass das in Washington schon immer ziemlich streng gehandhabt wurde. Die russische Kellnerin kann mit dem deutsche Perso nicht gleich was anfangen und geht damit zum Manager. Der kommt an unseren Tisch, schaut Conny an und meint, das sei nicht ihr Ausweis. Ha ha, der war gut... Ich bekomme jedenfalls mein Samuel Adam's und das Essen ist auch sehr schmackhaft.
Sightseeing at Night
Weiter zum Metrostopp Smithsonian mitten auf der Mall. Ich will die beleuchteten Monuments fotografieren. Schließlich haben wir nicht umsonst ein Stativ über den Atlantik geflogen und nachts werden die Denkmäler einfach perfekt in Szene gesetzt. So marschieren wir den ganzen Weg vorbei am Washington Monument, dem irgendwie an Nazi-Architektur erinnernden World War II Memorial bis zum Lincoln Memorial. Hier ist richtig was los. Gar nicht so einfach den alten Abe ohne irgendeinen Besucherkopf im Bild zu knipsen.
Als wir Abraham Lincoln den Rücken kehren, um Richtung Jefferson Memorial zu gehen, öffnet der Himmel seine Schleusen für einen heftigen Gewitterguss. Beim Korean War Memorial suchen wir Schutz unter den Bäumen - keine Chance. Es regnet einfach zu stark. Richtig unheimlich erscheinen nun die lebensgroßen Figuren der Soldaten des Memorials, fast meint man, mit ihnen auf Pirsch in einem feuchtheißen Dschungel zu sein. Beeindruckend. Fotografieren ist allerdings unmöglich, da bräuchte ich eine Unterwasser-Kamera.
Als die Sintflut ein wenig nachlässt, gehen wir völlig durchweicht Richtung U-Bahn-Station. Wenn wir so nass in den klimatisierten Zug steigen, holen wir uns bestimmt den Tod. Aber Glück im Unglück: Wir können ein Taxi herbeiwinken. Puh.
Drive: 45 Meilen / 72 Kilometer
Hotel: Washington Marriott Wardman Park - 95 USD via Priceline