Sa, 10. Okt 2015
Unsere Zeit im Berchtesgadener Land ist abgelaufen. Statt einfach nach Hause wollen wir aber auf der Deutschen Alpenstraße ins Allgäu fahren und so noch etwas die Berge genießen. Unweit von Oberstdorf ist ein Hotelzimmer reserviert. Leider hat dem Wettergott niemand Bescheid gesagt, dass ich heute Geburtstag habe.
Schon um 9:30 Uhr müssen wir aus der Ferienwohnung im Malerhäusl ausziehen. Unsere Gastgeber verabschieden uns anlässlich meines Geburtstags mit einer Flasche Rotwein. Sehr aufmerksam!
Ich mache mir auch selbst ein Geschenk und kaufe in dem Sportladen am Königssee ein neues Paar Wanderschuhe. Im Schlussverkauf dort gibt es 30 Prozent auf alles, die Gelegenheit ist also günstig. Die alten Hanwags haben mich nun auch wirklich lange genug begleitet und ja auch im Sommer noch blasenfrei über die Alpen getragen. Nun lösen sich aber so langsam ein paar Nähte auf, eine weitere Öse ist gebrochen - die Dinger haben es einfach hinter sich. Meine Neuen kommen aus dem Hause Meindl.
Wir verabschieden uns vom Königssee, wo Sonne und Wolken um die Vorherrschaft am Himmel kämpfen. Ein paar Kilometer weiter ist der Kampf entschieden - leider zugunsten der Wolken. Von den Bergen ist nur noch wenig zu sehen.
Abstecher zum Tatzlwurm
Die Tiroler Achen hinauf machen wir nochmal einen kleinen Abstecher nach Österreich. Wir kommen am sehr hübschen Walchsee vorbei und überqueren in der Nähe von Kufstein wieder die Grenze nach Oberaudorf. Von Kontrollen auch hier keine Spur. Kurzer Zwischenstopp bei einem Bäcker, dann geht es auf der Tatzelwurmstraße durch das schmale Tal des Auerbachs bis zum Parkplatz des traumhaft gelegenen Hotelresorts Feuriger Tatzlwurm.
In der tief eingeschnittenen Gumpei-Schlucht stürzt nur ein paar Schritte hinter dem Hotel der Auerbach über mehrere Felsstufen insgesamt 95 Meter in eine enge Klamm. Ihren Namen erhielten die Fälle und das schon seit langem an diesem Ort bestehende Gasthaus vor über 750 Jahren nach der Tatzelwurmsage. Wobei der Wasserfall selbst womöglich der Ursprung einer der Legenden um das alpenländische Fabeltier war. Schließlich hört man schon von Weitem das Donnern des Wassers und sieht die Gischt aufsteigen, die Schlucht aber erst, wenn man direkt davor steht. Wer sich ihr also unvorsichtig nähert, kann abstürzen - und so vom Tatzelwurm verschlungen werden.
Schlechte Aussichten auf der Deutschen Alpenstraße
Wir kommen wohlbehalten wieder aus dem Wald raus und kehren auf eine Suppe und ein Bier beim Feurigen Tatzlwurm ein. Gestärkt setzen wir dann den Weg via Bayrischzell fort und erreichen bald den Schliersee, von dem aus wir im Frühjahr schon während eines Wochenendes in München zum Tegernsee gewandert sind. Auch heute sind hier sehr viele Ausflügler unterwegs. Die dürften sich kaum über den immer stärker werdenden Regen freuen. Wir uns auch nicht, sitzen aber wenigstens im Trockenen. Die weitere Fahrt könnte nun ebenso gut durch Holland gehen - wir sehen Kühe auf grünen Wiesen, aber keine Berge. Das Wetter drückt ganz schön auf unsere Stimmung und wir haben überhaupt keine Lust mehr, uns noch irgendwelche Orte und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke anzuschauen.
Am späten Nachmittag erreichen wir über den Riedbergpass, Deutschlands höchsten befahrbaren Gebirgspass, der immerhin auf über 1.400 Meter und bis hinein in die Wolken führt, Balderschwang. 1.044 Meter über Meer hat Balderschwang den höchstgelegen Ortskern des Landes. Etwas außerhalb davon, und damit schon wieder kurz vor Österreich, steht das Wellvitalhotel Bergblick, das uns für eine Nacht beherbergen darf.
Der Empfang ist herzlich, unser Zimmer groß mit separatem Wohnbereich sowie Balkon mit einem bei schönem Wetter sicher tollen Ausblick, aber auch etwas altmodisch und auf keinen Fall so cool wie auf den Fotos auf der Website des Hotels. Na ja. Originell sind allerdings die Ohropax, die neben dem Bett liegen zusammen mit einem Hinweis, dass man diese nutzen möge, sollte Oskar, der nebenan im Gehege über ein Rudel Weibchen wachende Hirsch, es etwas übertreiben mit dem Brunftgeschrei.
Wir duschen ausgiebig und begeben uns dann zum Abendessen, das in Form eines bayrischen Büffets in der gemütlichen Gaststube des Hotels serviert wird. Das ist meinem Geburtstag doch immerhin sehr angemessen!
Daheim ist, wo die Sonne scheint
Oskar der Hirsch lässt uns gut schlafen. Kein nächtliches Geschrei im Wildgehege, alle Geweihträger happy. Nicht so happy sind wir beim Blick aus dem Fenster. Die Wolken hängen genauso tief im Tal wie gestern. Da müssen wir nicht lange nachdenken, ob sich noch eine letzte Wanderung lohnen würde. Wir brechen direkt gen Heimat auf.
Das Frühstücksbüffet im Wellvitalhotel kann sich auf jeden Fall sehen lassen, da schlage ich nochmal ordentlich zu. Wir checken aus, fahren über den weiterhin wolkenverhangenen Riedbergpass und dann auf die Autobahn Richtung Ulm. Völlig klar, dass zwischen Donau und Rhein nichts als Sonne und blauer Himmel zu sehen ist, dazu in wunderschönen Herbstfarben leuchtende Bäume. Eine Heimfahrt in strömendem Regen hätte ja aber auch wirklich keinen Spaß gemacht...
Unterkunft: Wellvitalhotel Bergblick, Balderschwang
Nützliche Links:
Bergerlebnis Berchtesgaden - Homepage der Tourismus GmbH
Nationalpark Berchtesgaden - Website der Nationalparkverwaltung
Tourismus-Info Schönau - der Ort am Königssee hat eine eigene Website
Outdooractive - die schönsten Wanderungen in Schönau am Königssee