2023 Schweiz Tag 5
Trümmelbachfälle

Do, 5. Oktober 2023

CHASING WATERFALLS

Das Lauterbrunnental ist berühmt für seine Wasserfälle. Nicht weniger als 72 ergießen sich über die steilen Felswände, darunter die bekannten Trümmelbach- und Staubbauchfälle. Die wollen wir uns heute aus der Nähe anschauen.


Über Gimmelwald fahren wir mit der Schilthornbahn hinunter nach Stechelberg. Ganz in der Nähe der Seilbahn stürzt der Mürrenbachfall zu Tal. Der ist mit 417 Metern tatsächlich der höchste Wasserfall der Schweiz, allerdings erst seit 2009. Bis dahin wurde er nämlich als Kaskadenfall kategorisiert und in der Liga gibt es noch zwei höhere im Land. Als Einzelstufe ist er jetzt aber Top of the Pops. Trotzdem steht – oder besser: fällt – er im Schatten der berühmten Nachbarn, versteckt er sich doch etwas in der Felswand der Mürrenflüh und führt nun im Herbst auch nicht allzu viel Wasser.


Spektakel im Berg


Nur eine kurze Busfahrt entfernt befinden sich die Trümmelbachfälle. Der Trümmelbach entwässert ganz allein die riesigen Gletscherwände von Eiger, Mönch und Jungfrau und transportiert während der Schneeschmelze bis zu 20.000 Liter Wasser pro Sekunde.


Das Besondere: Bis auf den untersten sind die zehn Trümmelbachfälle im Berginneren verborgen. Ab 1877 wurden sie nach und nach durch Treppen, Brücken und eine Standseilbahn erschlossen. Seit 1990 ist die Schlucht auf ganzen 600 Metern Länge begehbar. 14 Franken Eintritt kostet der Besuch pro Person, wir sparen immerhin einen Franken dank der Gästekarte. Ist die also doch noch zu etwas gut.


Mürrenbachfall
Trümmelbachfälle
Trümmelbachfälle
Trümmelbachfälle
Trümmelbachfälle
Trümmelbachfälle
Trümmelbachfälle
Trümmelbachfälle
Trümmelbachfälle

Der Besuch der Trümmelbachfälle ist ein beeindruckendes Erlebnis. Nicht umsonst verdanken die Fälle ihren Namen einem akustischen Eindruck. “Trümmel” kommt nämlich von “Trommel”. Aber auch optisch macht der Gang durch den Berg einiges her. Und sehr schön: Es ist gar nicht voll.


Lauterbrunnental
Lauterbrunnental

Schon Goethe bestaunte den Staubbachfall


Nach einer Stunde sind wir durch mit der Besichtigung. Wir entscheiden, nach Lauterbrunnen zu laufen, statt mit dem Bus zu fahren. Es sind nur drei Kilometer Fußweg, die kriegt auch Conny, die mit einer immer stärker werdenden Erkältung zu kämpfen hat, noch gut bewältigt. Je näher zum Ort, desto mehr Menschen kommen uns entgegen, immer absurder werden die Verrenkungen für die Erinnerungsfotos.


Lauterbrunnental
Lauterbrunnental
Lauterbrunnental
Lauterbrunnental

Der Höhepunkt des Gewusels ist dann am Staubbachfall erreicht, dem Wahrzeichen von Lauterbrunnen. Auch er kann mit einem Superlativ aufwarten: Mit einer Höhe von 297 Metern ist der Staubbachfall der höchste freifallende Wasserfall der Schweiz. Johann Wolfgang von Goethe, Urvater aller Influencer:innen, inspirierte ein Besuch von Lauterbrunnen im Jahr 1779 zum Gedicht “Gesang der Geister über den Wassern”, in dem er die Seele des Menschen mit dem Wasser verglich: An der einen zerrt das Schicksal, am andern der Wind.


Wir wären in Lauterbrunnen gerne ins BASE Café gegangen, aber der hippe Coffeeshop und Treffpunkt der Base-Jumper hat heute geschlossen. Vor einer Metzgerei, ein paar Schritte weiter, gibt es Bratwurst vom Grill. Auch gut, nehmen wir!


View Point No. 1


Wenn man schon in Lauterbrunnen ist, muss man natürlich auch eine Aufnahme der berühmten Ansicht mit der Kirche im Vorder- und dem Staubbachfall im Hintergrund machen. So steht es im 1. Gebot Insta. Ich verrate kein gut gehütetes Geheimnis, wenn ich hier schreibe, dass man dazu ans Ende der Sackgasse Fuhren gehen sollte. Bei Google Maps ist der Punkt als “View waterfall” markiert. Entlang des Zauns, der den von dort bergab führenden Spazierweg begrenzt, sind gleich mehrere Paare zugange. Sehr amüsant.


Findet nur Conny überhaupt nicht, die gerne ein Bild ohne Menschen hätte. Sie versucht, das junge japanische Paar durch passiv-aggressives Anstarren dazu zu bewegen, nach gefühlt 200 Posen nun endlich Platz zu machen, stößt hier aber auf eine kulturelle Barriere. Ich merke, wie es in ihr brodelt, als die junge Frau sie auch noch fragt, ob sie ein Foto von den beiden zusammen machen könnte. “No, sorry”, ist ihre Antwort. Das “not sorry” muss man sich dazudenken. Die Japanerin ist nur kurz irritiert, dann knipst ihr Begleiter weiter. Es ist nicht so, dass ich nicht anbieten würde, hier höflich zu fragen, ob die beiden mal kurz Platz machen könnten - das will Conny aber auch wieder nicht. Nun denn. Müssen ihre Fotos halt entsprechend angeschnitten werden.


Zu Fuß zurück nach Mürren


Wir gehen dann getrennte Wege. Conny fährt mit dem Bus und der Seilbahn zurück nach Mürren, ich will raufwandern. Auf einer Wegstrecke von fünf Kilometern geht es dabei 850 Höhenmeter bergauf, mit einer Erkältung wäre das kein Spaß. Die Via Alpina führt aus Lauterbrunnen heraus durch den Wald und an zahlreichen Bächlein vorbei, darunter dem Staubbach. 


Nach eineinhalb Stunden des steten Aufstiegs komme ich zu einer Lichtung, wo sich der Blick öffnet auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Die haben wir ja nun schon seit ein paar Tagen vor Augen, aber irgendwie kann man sich einfach nicht sattsehen an ihnen. Auf einem Fels in der Sonne sitzend genieße ich das Panorama.


Eiger, Mönch, Jungfrau

Bald darauf erreicht der Weg die Bahnstrecke Grutschalp-Mürren. Der Rest der Wanderung ist ein lockerer Spaziergang entlang der Schienen. 


Unterkunft: Chalet Raufthubel, Mürren

Wanderung: 10 km / Höhenmeter: +850 / -120


Nützliche Links:

Jungfrau Region - offizielle Tourismus-Website 

SBB - Homepage der Schweizerischen Bundesbahn

TripAdvisor Switzerland Travel Forum - beantwortet alle Fragen