2019 AMS 1
Grachtenhäuser in Amsterdam

Mo, 6. Mai 2019

TOYTOWN

Nach Amsterdam kämen wir von Mainz aus ja sogar mit dem Boot. Wir haben uns aber für den Zug als Verkehrsmittel entschieden. Keine vier Stunden braucht der ICE vom Frankfurter  Flughafen nach Amsterdam Centraal.


Am Hauptbahnhof ist man denn auch gleich mitten in der Stadt. Der Bahnhofsvorplatz ist aktuell eine Baustelle, es herrscht ein ziemlich unübersichtliches Gewusel aus Menschen, Straßenbahnen und Rollkoffern. Aber Google Maps hilft durch den Großstadtdschungel, sogar mit den Daten der öffentlichen Verkehrsmittel in Echtzeit. Wir wollen zu Fuß zu unserer Unterkunft gehen, die gut 20 Minuten entfernt im südlichen Grachtengürtel liegt. Damit absolvieren wir also auch gleich einen kleinen Stadtbummel, wobei das Kopfsteinpflaster eher hinderlich ist für unser rollendes Gepäck.

Der Gastgeber unseres Boutique-Hotels, eigentlich nur ein paar Einzimmer-Apartments in einem Jahrhunderte alten Backsteinhaus in der Utrechtsedwarsstraat um die Ecke der Prinsengracht, hatte uns auf der Fahrt schon angerufen und nachgefragt, wann wir ankommen würden. Zur vereinbarten Zeit um Punkt 14 Uhr stehen wir vor der Tür und werden durch ein irrwitzig enges Treppenhaus in unser Zimmer gebracht. Das ist einfach, aber urgemütlich eingerichtet, mit schiefem Dielenboden, Bett direkt am Fenster und einem kleinen, sauberen Bad.


Die Stadt lässt sich gut zu Fuß erkunden


Wir verstauen unsere wenigen mitgebrachten Sachen und machen uns gleich wieder auf die Socken. Über Umwege durch die Straßen der Nachbarschaft, die ein bisschen aussieht, wie eine Spielzeugstadt, erreichen wir den Museumplein, um den sich neben weiteren Häusern mit Rijksmuseum, Stedelijk und Van Gogh Museum drei der wichtigsten Kunsttempel der Stadt, ach was, des Kontinents versammeln.


Prinsengracht
Magere Brug
An der Prinsengracht
An der Prinsengracht
An der Prinsengracht
An der Prinsengracht
An der Prinsengracht
Hausboot
An der Reguliersgracht
An der Reguliersgracht
An der Reguliersgracht
An der Reguliersgracht
An der Reguliersgracht
An der Reguliersgracht
An der Reguliersgracht
An der Reguliersgracht
An der Prinsengracht
An der Reguliersgracht
An der Reguliersgracht
An der Reguliersgracht
Rijksmuseum
Fahrweg durch das Rijksmuseum
Rijksmuseum

Erster Programmpunkt: Das Van Gogh Museum


Viele Museen in Amsterdam sind derart beliebt, dass ohne Reservierung gar nichts geht. Wir haben für 16 Uhr online ein Date mit Herrn Van Gogh ausgemacht. Dem Museum hat man vor ein paar Jahren ein neues, gläsernes Empfangsgebäude spendiert, das ausreichend groß dimensioniert ist, um den Ansturm der Besucher an Garderoben und im Souvenirladen ohne allzu großes Gedränge aufzunehmen.


Das Museum an sich wurde 1973 eröffnet, um die von Vincent Van Goghs jüngerem und ebenfalls früh verstorbenem Bruder Theo und dessen Witwe Johanna Bonger zusammengehaltene Sammlung von rund 200 Gemälden und 500 Zeichnungen aufzunehmen. Gerade wenn man sich noch nicht sonderlich ausgiebig mit dem Leben und Wirken Vincent Van Goghs beschäftigt hat (so wie wir), lohnt der Besuch des Museums - denn seine Karriere verlief in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit.


Blitzkarriere eines Genies


Van Gogh wurde ja eh nur 37 Jahre alt. Das mit dem Malen begann er mit 27. Seine Frühwerke sind düster, aber gleichwohl schon sehr beeindruckend, etwa das im Museum hängende Bild “Die Kartoffelesser”, das eine zum Abendessen um einen Tisch versammelte Bauernfamilie zeigt.


Mit 32 zog Van Gogh nach Paris, wo sein Bruder als Kunsthändler lebte. Weil er kein Geld hatte, um Modelle zu bezahlen, malte er unzählige Selbstporträts. Die sollten mal ebenso berühmt werden wie seine immer heller und bunter werdenden impressionistischen Werke, mit denen Van Gogh zum Mitbegründer der Moderne wurde.


Das Ende ist bekannt: Van Gogh litt unter immer stärker werdenden Depressionen, schnitt sich irgendwann im Wahn ein Ohr ab, fiel zwischendurch in einen Schaffensrausch, in dem er ein Meisterwerk nach dem anderen malte, schoss sich schließlich in die Brust und verstarb zwei Tage später, am 29. Juli 1890, in Auvers bei Paris.    


Wir bleiben bis zum Schlussgong


Nach eineinhalb Stunden, über Lautsprecher wird schon durchgegeben, dass das Museum nun bald schließt, sind wir durch mit dem Meister. Bleibt noch ein Schnelldurchgang durch die Sonderausstellung “The Joy of Nature”, die Werke des britischen Künstlers David Hockney in Dialog mit Naturmotiven Van Goghs bringt. Hockney ist bekannt für seine großformatigen, knallig bunten Abbildungen des Wechsels der Jahreszeiten. Vor ein paar Jahren habe ich in Köln schon eine große Ausstellung von ihm gesehen, von daher ist es nicht tragisch, dass wir nun nicht mehr viel Zeit für seine spektakulären Bilder haben.


Mit dem Schlussgong verlassen wir das Van Gogh Museum. Wer sich mehr Zeit nehmen will, sollte den Besuch auf einen Freitag legen. Dann hat das Museum bis 22 Uhr auf. Uns hat das Timing aber auch so ganz gut gepasst.


Zum Abendessen kehren wir im nicht weit entfernten Uptown Meat Club auf zwei schöne Flank Steaks ein. Sehr zu empfehlen der Laden. Als wir das Restaurant verlassen und noch einen Schlenker durch den Vondelpark machen, fängt es an zu regnen. Wir hasten durch das nun fast ausgestorbene noble Einkaufsviertel zwischen Park und Museumplein. Sich unter den Bögen des Rijksmuseums unterzustellen lohnt sich dann aber auch nicht mehr, der Schauer zieht schon weiter.


Der Abend endet mit fantastischen Bieren


Ich überrede Conny noch auf einen Absacker in einer Craft Beer-Kneipe. Für dieses Art von Etablissement hat die holländische Sprache des schöne Wort biercafé erfunden. Fast schon eine Kette bilden die Cafés Gollem, von denen es sechs Stück in der Stadt gibt. Wir laufen zur kleinen Filiale in der Amstelstraat unweit der Blauwbrug, der Blauen Brücke. Man hat hier die Auswahl zwischen 300 Bieren. Ja, 300! Mein erster Filter bei einer solchen Auswahl ist dann immer, dass ich mich auf die vom Fass konzentriere. Im Café Gollem sind das dann immerhin noch 30. Ich suche für Conny ein IPA mit Grapefruit und Limone aus, für mich gibt es das hauseigene Precious IPA, das laut Auskunft des Barkeepers in Belgien gebraut wird. Ein La Trappe Isid’or beendet den ersten Abend in Amsterdam.